Mexiko-Stadt (epd). In Mexiko ist eine pensionierte Richterin am Mittwoch (Ortszeit) im Zusammenhang mit dem Fall von 43 verschwundenen Studenten festgenommen worden. Wie die Zeitung „El Sur“ berichtete, machen die Behörden Lambertina Galeana Marín für die Zerstörung von Videoaufnahmen verantwortlich, die in der Nacht des 26. September 2014 in der Stadt Iguala aufgenommen wurden. Wie auf den Aufnahmen zu sehen war, wurden in dieser Nacht 43 Studenten des Ayotzinapa-Lehrerseminars von Polizisten verhaftet und gelten seither als verschwunden.
Gemäß Angaben des mexikanischen Sicherheitskabinetts wird der ehemaligen Präsidentin des Obersten Gerichtshofs im Bundesstaat Guerrero eine Beteiligung am Verschwindenlassen der Studierenden vorgeworfen. Eine Wahrheitskommission des Innenministeriums hatte schon 2022 den Verlust der wichtigen Aufnahmen publik gemacht. Die Richterin ordnete an, die Aufzeichnungen der am Regierungsgebäude von Iguala angebrachten Kameras zu vernichten, weil sie „wegen technischer Probleme unscharf“ seien. Schon 2022 wurde ein Haftbefehl gegen sie ausgestellt, aber nicht vollzogen.
Die Verhaftung der heute 79-jährigen Lambertina Galeana Marín war eine zentrale Forderung der Familienangehörigen der Opfer von Ayotzinapa, die seit mehr als zehn Jahren am 26. jeden Monats für die Aufklärung des Verbrechens demonstrieren. Von den 43 verschleppten angehenden Lehrkräften fehlt bis heute fast jede Spur. Mehrere Dutzend Behördenvertreter wie auch mutmaßliche Mitglieder der organisierten Kriminalität befinden sich in Untersuchungshaft, rechtskräftige Urteile wurden bisher aber keine gefällt.