Caritas-Präsidentin skeptisch zu Ankündigung von großer Pflegereform

Caritas-Präsidentin skeptisch zu Ankündigung von großer Pflegereform
04.05.2025
epd
epd-Gespräch: Christina Neuhaus

Berlin (epd). Die Ankündigung einer großen Pflegereform im Koalitionsvertrag von Union und SPD stößt bei der Präsidentin des Deutschen Caritasverbands, Eva Maria Welskop-Deffaa, auf Skepsis. „Es wäre vermutlich richtiger gewesen, nicht von einer 'großen Reform', sondern von 'großen Anstrengungen' zu sprechen“, sagte Welskop-Deffaa dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Es geht darum, mit einem gewissen Maß an Tatkraft, aber auch mit langem Atem, strategisch klug eine Baustelle nach der anderen so abzuarbeiten, dass das, was man am Anfang regelt, zu dem passt, was man dann vielleicht erst in ein oder zwei Jahren anpassen kann.“

Im Koalitionsvertrag ist festgehalten, dass eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe vor Jahresende Vorschläge für eine „große Pflegereform“ vorlegen soll. „Grundsätzlich glaube ich, es ist gut, nicht in Aktionismus zu verfallen, sondern in Ruhe zu schauen, wie die verschiedenen Einzelthemen in einer logischen Folge bearbeitet werden können“, sagte Welskop-Deffaa. Allerdings sei auch klar, dass es „ganz dringenden Handlungsbedarf“ gebe. Die designierte Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) werde „ganz erhebliche Kraftanstrengungen brauchen, um die dringenden Themen schnell anzugehen, ohne dass sie sich auf konkrete Verabredungen im Koalitionsvertrag beziehen kann“, sagte die Caritas-Präsidentin voraus.

Zur Lage in der stationären Pflege sagte Welskop-Deffaa, die Pflegeeinrichtungen der Caritas „klagen in großer Zahl darüber, dass Zahlungen nicht mehr zeitnah erfolgen, sodass auch da echte Liquiditätsprobleme entstehen, wenn die Sozialämter zu spät zahlen“. Das könne sich „durchaus zu Insolvenzen auswachsen“.

Ein weiteres Problem sei, „dass wir es zunehmend mit Pflegebedürftigen zu tun haben, auf die die Pflegeeinrichtungen eigentlich nicht eingestellt sind“, sagte Welskop-Deffaa. „Das sind zum einen Menschen, die letztlich zum Sterben in die Einrichtung kommen und die trotzdem eine langwierige und komplizierte Ausnahmeprozedur absolvieren müssen.“ Zum anderen gebe es „einen ganz großen Bedarf bei den schwer demenziell Erkrankten“. Diese lebten zum Teil sehr lange in den Einrichtungen und hätten sehr spezielle Bedürfnisse. „Für beide Fälle waren Pflegeheime ursprünglich nicht konzipiert - das verursacht viele neue Herausforderungen“, erläuterte die Caritas-Präsidentin.