Kretschmann: Demokratie braucht zivilisierten Streit

Kretschmann: Demokratie braucht zivilisierten Streit

Hannover (epd). Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) betrachtet „zivilisierten Streit“ als wichtiges Element der Demokratie. Beim Ringen um Lösungen gehöre es dazu, „Kritik zu ertragen, nicht zu zimperlich zu sein, und mal was auszuhalten“, sagte Kretschmann am Donnerstag bei einer Bibelarbeit auf dem evangelischen Kirchentag in Hannover. Zugleich müsse Streitkultur auf Regeln, Werten und der Fähigkeit zum Kompromiss basieren.

Kretschmann kritisierte, dass die Bereitschaft, einander zuzuhören, abgenommen habe. „Das fängt schon bei uns selbst an, wenn wir eine vorgefertigte Meinung haben, einander das Wort abschneiden, uns lieber mit Gleichgesinnten umgeben“, sagte der Ministerpräsident. Zudem stellten „Populisten, die aufhetzen und spalten, Trolle, die Lügen verbreiten und Radikale, die Andersdenkende niederbrüllen“ eine Bedrohung für die Debattenkultur dar.

Kretschmann unterstrich, dass es zu einer gelingenden Demokratie gehöre, die Verschiedenheit von Ansichten, Lebensweisen und kulturellen Prägungen in der Gesellschaft anzuerkennen. Populisten täten dies nicht. Sie seien nicht daran interessiert, „das Zusammensein der Verschiedenen“ zu organisieren, sondern versprächen die Lösung sozialer Herausforderungen durch Ausgrenzung und Abwertung.

Dieser Haltung müssten Christinnen und Christen widersprechen, forderte Kretschmann. „Es darf in unserer Gesellschaft kein Drinnen und Draußen geben. Sonst gibt es keinen Zusammenhalt“.