Wiesbaden (epd). Unternehmen im produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich in Deutschland haben im Jahr 2024 durchschnittlich 43,40 Euro für eine geleistete Arbeitsstunde gezahlt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte, waren die Arbeitskosten in Deutschland damit die siebthöchsten in der Europäischen Union. Gemessen am EU-Durchschnitt von 33,50 Euro zahlten deutsche Arbeitgeber im Jahr 2024 rund 30 Prozent mehr für eine Stunde Arbeit. Der relative Abstand zum EU-Durchschnitt blieb damit seit dem Jahr 2022 nahezu unverändert, wie es hieß. Die Hans-Böckler-Stiftung sieht die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei den Arbeitskosten als stabil an.
Die Arbeitskosten je geleisteter Stunde fallen in der EU den Angaben zufolge sehr unterschiedlich aus. Die höchsten Arbeitskosten je geleistete Stunde wurden 2024 in Luxemburg (55,20 Euro), Dänemark (50,10 Euro) und Belgien (48,20 Euro) gezahlt. Die Länder mit den niedrigsten Arbeitskosten waren Ungarn (14,10 Euro), Rumänien (12,50 Euro) und Bulgarien (10,60 Euro).
Im verarbeitenden Gewerbe Deutschlands kostete eine Arbeitsstunde 2024 durchschnittlich 48,30 Euro und damit rund 43 Prozent mehr als im EU-Durchschnitt (33,70 Euro). In diesem Wirtschaftsabschnitt waren die Arbeitskosten in Deutschland im EU-Vergleich die vierthöchsten.
Bei den marktbestimmten Dienstleistungen waren die Arbeitskosten in Deutschland mit durchschnittlich 42,10 Euro pro Stunde rund 26 Prozent teurer als im EU-Durchschnitt (33,30 Euro). Deutschland lag hier EU-weit auf dem siebten Rang. Zu diesen Dienstleistungen zählen Handel, Verkehr, Gastgewerbe, Information und Kommunikation, Finanz- und Versicherungsleistungen, Grundstücks- und Wohnungswesen sowie das Erbringen von freiberuflichen, wissenschaftlichen, technischen und sonstigen Dienstleistungen.
Der Ökonom Alexander Herzog-Stein von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung sieht die preisliche Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands bei den Arbeitskosten im europäischen Vergleich laut Mitteilung der Stiftung als „absolut stabil“ an. „Im EU-Ranking hat sich die Bundesrepublik sogar leicht verbessert“, erklärte der Arbeitsmarktexperte vom stiftungseigenen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung.
Doch seien die Arbeitskosten letztlich nicht dazu geeignet, die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft ausreichend zu beschreiben, machte Herzog-Stein deutlich. Maßgeblich sei die Entwicklung der Lohnstückkosten, die die Arbeitskosten ins Verhältnis zur Arbeitsproduktivität setzten.
Die Arbeitsproduktivität sei in den weit entwickelten Volkswirtschaften Europas, zu denen auch Deutschland gehöre, höher als in den weniger entwickelten Volkswirtschaften in Mittel- und Osteuropa, erklärte der Ökonom. Von der Entwicklung der Lohn- und damit der Arbeitskosten gehe damit - anders als beispielsweise von den anhaltend hohen Energiekosten - „weiterhin keine Gefahr für die preisliche Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland“ aus.
Von der künftigen Bundesregierung verlangte der Arbeitsmarktexperte der Böckler-Stiftung, durch Investitionen in Infrastruktur und Bildung ihren Beitrag dazu zu leisten, auch in Zukunft die Produktivität in Deutschland hoch zu halten.