Shapira-Prozess: Staatsanwaltschaft fordert mehr als zwei Jahre Haft

Shapira-Prozess: Staatsanwaltschaft fordert mehr als zwei Jahre Haft
Die Gewalttat hätte tödlich enden können, sagt der Anklagevertreter. Der jüdische Student war im Februar 2024 von einem Kommilitonen ins Gesicht geschlagen und getreten worden.

Berlin (epd). Im Prozess um einen mutmaßlich antisemitischen Angriff auf den jüdischen Berliner Studenten Lahav Shapira hat die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe für den Angeklagten gefordert. Staatsanwalt Tim Kaufmann plädierte am Donnerstag vor dem Amtsgericht Tiergarten auf eine Haftstrafe von zwei Jahren und vier Monaten. Es habe eine „abstrakte Lebensgefahr“ für Shapira bestanden, die Gewalttat hätte potenziell tödlich enden können.

Die Nebenklage bezeichnete die Forderung des Staatsanwalts als „niedrig“. Verteidiger Ehssan Khazaeli forderte eine Haftstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung für seinen Mandanten Mustafa El-H. A.

Staatsanwalt Kaufmann sah in seinem Plädoyer ein antisemitisches Motiv der Tat im Prozess bestätigt. Der Geschädigte sei Opfer geworden, weil er Jude ist. Da man aufgrund zunehmender Judenfeindlichkeit eine „generalpräventive Funktion“ habe, könne es nicht bei einer Bewährungsstrafe bleiben. Für gefährliche Körperverletzung sind vor einem Schöffengericht sechs Monate bis vier Jahre Haft vorgesehen.

Shapiras Anwalt pflichtete dem bei: „Was wir sehen, auf den Plakaten, in den Chats - das ist nach allen Definitionen eindeutig antisemitisch.“

Die Folgen der Tat seien erheblich gewesen, erklärte der Staatsanwalt. Nach mehreren Operationen leide der Geschädigte psychisch. Dem 24-jährigen Angeklagten komme zugute, dass er nicht vorbestraft sei.

Der Angeklagte selbst bedauerte am zweiten Verhandlungstag erneut das Geschehen. Es sei nie sein Ziel gewesen, Juden Angst einzuflößen.

Shapira war im Februar 2024 von seinem Kommilitonen Mustafa El-H. A. vor einer Bar in Berlin-Mitte nach einem Wortgefecht ins Gesicht geschlagen und getreten worden. Der Angeklagte hatte die Tat am ersten Prozesstag weitgehend eingeräumt und Reue gezeigt, ein antisemitisches Motiv aber verneint.

Lahav Shapira, Bruder des Comedians Shahak Shapira, hatte an der Berliner Freien Universität (FU) Plakate abgerissen, die er als antisemitisch empfunden hatte. Der Angeklagte El-H. A. hatte kurz vor den Schlägen Shapira gegenüber seinen Unmut darüber ausgedrückt.