Verbände und Unternehmen: Familienstartzeit muss dieses Jahr kommen

Verbände und Unternehmen: Familienstartzeit muss dieses Jahr kommen
Väter, Partner und Partnerinnen sollen nach der Geburt eines Kindes zehn Tage bezahlt freinehmen können. Doch der Gesetzentwurf für die Familienstartzeit steckt seit mehr als einem Jahr in den regierungsinternen Beratungen fest.

Berlin (epd). Verbände und Unternehmen fordern die Bundesregierung auf, die geplante Familienstartzeit noch in diesem Jahr einzuführen. In einem Offenen Brief, der am Donnerstag in Berlin veröffentlicht wurde, erklären die 35 Erstunterzeichner, die Familienstartzeit sei einer der Bausteine zur Fachkräftesicherung. Erwerbstätige Eltern - Frauen und Männer gleichermaßen - erwarteten, dass die Unternehmen ihnen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie von Anfang an ermöglichten.

Mit der Familienstartzeit will die Ampel-Koalition eine zweiwöchige, bezahlte Freistellung für Väter nach der Geburt eines Kindes einführen. Die Auszeit sollen auch Vertrauenspersonen von Alleinerziehenden und Partner oder Partnerinnen der Mutter in Anspruch nehmen können.

Die Freistellung stärke die Bindung an das neugeborene Kind und sei daher ein wichtiger Impuls für eine partnerschaftliche Aufteilung der Erwerbs- und Sorgearbeit, heißt es in dem Offenen Brief, den unter anderen die Henkel AG, die Funke Mediengruppe, große Familien- und Sozialverbände sowie kommunalen Initiativen unterschrieben haben.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) unterstützte die Initiative ausdrücklich: „Der Offene Brief macht deutlich, dass die Familienstartzeit nicht nur für junge Eltern, sondern auch für Unternehmen einen echten Mehrwert schaffen kann“, sagte sie. Eine Familienstartzeit ermögliche es den erwerbstätigen Eltern, Familie und Beruf besser zu vereinbaren und trage damit langfristig zu einer Sicherung des Arbeits- und Fachkräftebedarfs bei.

Der Gesetzentwurf von Paus befindet sich seit mehr als einem Jahr in der Ressortabstimmung innerhalb der Regierung, wie ein Sprecher dem epd bestätigte. Aus Regierungskreisen war zu erfahren, dass Bedenken vor allem aus dem Finanzministerium kommen. Der zweiwöchige Partner-Urlaub soll nach den Plänen der Familienministerin im Mutterschutzgesetz verankert und ebenso wie die Mutterschutzleistungen finanziert werden. Dafür zahlen die Arbeitgeber eine Umlage und erhalten ihre Ausgaben für die Mutterschutzbezüge ihrer Beschäftigten von den Krankenkassen erstattet.

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Maria Klein-Schmeink, erklärte, das Fraunhofer-Institut rechne „nur mit marginalen zusätzlichen Kosten“ für die Familienstartzeit. Sie appellierte an Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), „die Blockadehaltung aufzugeben und mit uns gemeinsam dieses wichtige Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen“.