Studie: Junge Menschen sind unzufrieden und pessimistisch

Studie: Junge Menschen sind unzufrieden und pessimistisch
Sorgen wegen Inflation, teurem Wohnraum, Altersarmut oder mangelnder Digitalisierung treiben offenbar viele junge Menschen um. Psychische Belastungen erreichten ein hohes Ausmaß, heißt es in einer neuen Studie.

Berlin (epd). Junge Menschen in Deutschland sind einer neuen Jugendstudie zufolge so pessimistisch wie noch nie. Sorgen um die Sicherung des Wohlstands führten zu hoher politischer Unsicherheit und damit zu einem deutlichen Rechtsruck, heißt es in der Untersuchung „Jugend in Deutschland 2024“, die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Erarbeitet haben sie der Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann sowie die Jugendforscher Kilian Hampel und Simon Schnetzer.

Die drei Forscher forderten mehr Möglichkeiten für junge Menschen, sich an politischen Prozessen zu beteiligen. Hurrelmann sagte, junge Menschen seien bereit, Verantwortung zu übernehmen. Sie hätten aber den Eindruck, dass der Staat sich nicht um sie kümmere. Er ergänzte, während die Parteien der Ampel-Koalition in der Gunst immer weiter absänken, habe die AfD besonders großen Zulauf.

Sorgen machen sich junge Menschen laut der Studie aufgrund von Inflation (65 Prozent), teurem Wohnraum (54 Prozent), Altersarmut (48 Prozent), der Spaltung der Gesellschaft (49 Prozent) oder der Zunahme von Flüchtlingsströmen (41 Prozent). Als Resultat daraus gibt es demnach eine hohe Unzufriedenheit mit den politischen Verhältnissen. Das Potenzial für rechtspopulistische Einstellungen verstärkte sich demnach im Vergleich zu früheren Studien.

Co-Autor Schnetzer sagte, der vielfach gemachte Vorwurf, junge Menschen seien faul, treffe nicht zu. Allerdings forderten sie verstärkt ein Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben sowie die Anerkennung von Leistung in Form von bezahlten Überstunden.

Im Vergleich zu früheren Studien scheine die Stimmung der jungen Generation zu kippen, hieß es. Das zeige sich in einem hohen Ausmaß von psychischen Belastungen wie Stress und Erschöpfung. Diese seien in den zurückliegenden drei Jahren trotz des Abflauens der Corona-Pandemie weiter angestiegen. Co-Autor Hampel sagte, die psychische Belastung sei für junge Menschen so hoch wie nie. Er wies in diesem Zusammenhang auf die Rolle von Smartphones hin. Mehr als die Hälfte der Befragten habe angegeben, diese übermäßig zu nutzen.

Die Studienergebnisse zeigen laut Hampel dringenden Handlungsbedarf im Bildungsbereich. Die jungen Menschen kritisierten einen starken Mangel an Digitalisierung an Schulen und in der Wirtschaft. Außerdem beklagten sie, dass die schulische Ausbildung zu wenig auf das Leben und die Arbeitswelt vorbereitet.

Bei der Einstellung der jungen Generation in Bezug auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit ergab die Studie, dass sich knapp die Hälfte der Befragten Sorgen über den Klimawandel macht. Nach Ansicht von 45 Prozent der Studienteilnehmer wird nicht genügend für den Umweltschutz getan. Gleichzeitig sind den Angaben zufolge diejenigen in der Minderheit, die bereit sind, für Nachhaltigkeit Verzicht zu üben. Die junge Generation erwarte von Politik und Wirtschaft kollektive Ansätze und strukturelle Veränderungen, weil sie darin den wirkungsvollsten Hebel zu Veränderung sieht, hieß es.

Für die siebte Trendstudie „Jugend in Deutschland“ wurden zwischen dem 8. Januar und dem 12. Februar dieses Jahres 2.042 Personen im Alter von 14 bis 29 Jahren online befragt.