Kriminologin warnt vor wachsenden Gefahren durch Amoktaten

Kriminologin warnt vor wachsenden Gefahren durch Amoktaten

Berlin (epd). Die Kriminologin Britta Bannenberg warnt vor einer Zunahme von Amoktaten und entsprechenden Drohungen. „Es ist seit 2022 absolut Dampf im Kessel, weil die Drohungen mit Amoktaten ansteigen“, sagte die Expertin der Universität Gießen dem „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Montag). So gebe es erstmals Amoktaten an Universitäten und Fachhochschulen. „Das hatten wir vorher nie.“ Bannenberg gilt als führende deutsche Expertin für Amoktaten und betreibt seit 2005 mit einem Team das Beratungsnetzwerk Amokprävention.

Bannenberg sagte: „Die Bedrohungen sind insgesamt vielfältiger geworden. Manche Amoktaten vermischen sich mit Terror.“ Seit der Corona-Pandemie seien viele Menschen unter Druck. „Die Schüler hatten zwei Jahre lang keine guten Sozialkontakte. Die, die ohnehin schon sonderbar drauf waren, haben in Zeiten des Homeschooling gelitten.“ Viele Erwachsene seien seither ebenfalls unter Druck - durch Corona, den Krieg in der Ukraine und die Energiekrise.

Vor 15 Jahren, am 11. März 2009, hatte der 17-jährige Tim K. die Albertville-Realschule im baden-württembergischen Winnenden gestürmt und dort neun Schüler und drei Lehrerinnen erschossen. Auf der Flucht tötete er drei weitere Menschen, zahlreiche wurden verletzt. Als er von der Polizei gestellt wurde, tötete der Ex-Schüler der Realschule sich selbst. Die Tatwaffe hatte sein Vater, ein passionierter Sportschütze, unverschlossen aufbewahrt.

Bannenberg sagte, sie spreche täglich mit Menschen, die dächten, dass jemand aus ihrem Umfeld eine Amoktat begehen könne. „Man kann diese sehr speziellen Taten nur verhindern, wenn man im Vorhinein Informationen und Institutionen über Menschen zusammenbringt, von denen es heißt: Oh, da gibt‘s einen, der ist sehr komisch. Wir müssen darauf setzen, dass die Signale rechtzeitig erkannt werden.“ Im Übrigen dürften potenzielle Täter „niemals an Schusswaffen kommen“. Damit nehme das Risiko um das Achtfache zu.