Expertin: Antifeminismus bedroht Demokratie

Expertin: Antifeminismus bedroht Demokratie

Berlin (epd). Bei der bundesweiten Meldestelle Antifeminismus sind im vergangenen Jahr 372 Vorfälle registriert worden. Gemeldet wurden Gewalt, Bedrohungen, Beleidigungen, aber auch Sachbeschädigungen sowie Benachteiligungen und „antifeministische Mobilisierung“, wie die Amadeu Antonio Stiftung am Mittwoch in Berlin als Mitherausgeberin des Lagebildes Antifeminismus mitteilte. Die Meldestelle hatte im Februar 2023 ihre Arbeit aufgenommen.

Die mit Abstand häufigsten Inhalte der als antifeministisch eingeordneten Vorfälle betrafen demnach frauenfeindliche oder sexistische Botschaften (167) und Angriffe auf die geschlechtliche und sexuelle Vielfalt (149). Das Meldeformular der Meldestelle Antifeminismus sei mehr als 1.000 Mal genutzt worden.

Judith Rahner von der Amadeu Antonio Stiftung erklärte, kaum ein anderes gesellschaftspolitisches Feld werde derart massiv, aber gleichzeitig unbemerkt angegriffen, wie die Gleichstellungs-, Geschlechter- und Familienpolitik: „Wenn sich Frauen und queere Menschen aus Politik, Journalismus und Aktivismus wegen der Angriffe aus der Öffentlichkeit zurückziehen, müssen wir von einer handfesten Bedrohung für Demokratie und gesellschaftliche Teilhabe sprechen.“ Politik und Sicherheitsbehörden seien jetzt gefragt, den Schutz von Lokalpolitikern, Engagierten und Gleichstellungsbeauftragten zu gewährleisten.

Unter den gemeldeten Fällen gab es den Angaben zufolge zwölf Meldungen zu antifeministisch motivierter physischer Gewalt. Dazu gehörte der Angriff auf eine Frau, die ohne Vorwarnung zu Boden gestoßen und als „Lesbenfotze“ beschimpft wurde.