Wo Christentum auf Brauchtum trifft

Osterfeuer auf einem Feld im Abendlicht und mit Zuschauern.
epd-bild/Andrea Enderlein
Die Tradition des Osterfeuers hat ihre Wurzeln im Brauchtum und gilt als Reinigungsritual und sollte böse Geister vertreiben.
Zur Osterzeit
Wo Christentum auf Brauchtum trifft
Das Fest, wie wir es heute feiern, ist immer noch eng verbunden mit Riten und Traditionen, bei denen es um den Abschied vom Winter und um die Freude über den Frühling ging. Tauchen Sie mit uns ein ins Osterwasser und erfahren Sie mehr über brennende Osterräder und Fruchtbarkeitsrituale.

Wahrheit oder Mythos: Die Frühlingsopferfeste zu Ehren der Fruchtbarkeitsgöttin Ostara oder auch Eostre genannt, die in Germanien gefeiert worden sind, sollen mögliche Namensgeber des heutigen Ostern sein. Aber die Existenz dieser Göttin wird von vielen Wissenschaftlern bestritten oder zumindest stark angezweifelt.

"Dass ein bedeutendes Frühlingsfest bei den Germanen mit einer bestimmten Gottheit verbunden gewesen sein muss, liegt zwar nahe, allerdings lassen sich nur schwerlich Aussagen darüber machen, mit welchen Inhalten dieses Fest verbunden war", heißt es im Online-Lexikon Wikipedia. Vermutlich näher an der Wahrheit liegt der Gedanke, dass die Himmelsrichtung Osten eng verbunden ist mit der Enstehung des Begriffs Ostern. Aber der germanische Ostara-Irrtum, entstand tatsächlich in der Kirche selbst. Er geht auf den angelsächsischen Benediktinermönch Beda Venerabilis zurück, der im 8. Jahrhundert wirkte und diese Überzeugung verbreitete.

Etliche weitere Bräuche aus alten Zeiten haben sich in unsere heutigen Art des Feierns hineingeschlichen oder, wie dieses prominente Beispiel zeigt, wohl eher  hineingehopst: Gemeint ist der Osterhase. Der Hase als Tier an sich, gilt seit jeher als Symbol für Fruchtbarkeit und den Neuanfang. Das liegt vor allem an seiner Fähigkeit, sich überaus schnell zu vermehren. Noch dazu gehört er zu den ersten Tieren, die im Frühjahr ihren Nachwuchs bekommen. "Der Hase ist der späte Quereinsteiger zu Ostern", sagt Theologe und Brauchtumsforscher Manfred Becker-Huberti. 

Dem Hasen als Tier werden christliche Wurzeln zugesprochen, fügt der studierte Theologe Bernd Buchner hinzu und erklärt evangelisch.de: "Er wird bereits vom Kirchenvater Ambrosius, im Jahr 339 in Trier geboren, als Auferstehungssymbol erwähnt. In der byzantinischen Tiersymbolik verkörperte der Hase Christus, der im Tod das Leben gebracht habe: Da er zwar lange Ohren, aber keine Augenlider hat, schläft er mit offenen Augen. Nach einer anderen Tradition steht der Hase für den schwachen Menschen, der Zuflucht im Felsen Christus sucht."

Seit wann versteckt der Hase die Ostereier?

Im 17. Jahrhundert tauchte der Hase dann erstmal als Eierbringer auf, wohl deshalb, weil die evangelischen Christen den katholischen Brauch rund ums gesegnete Ei zwar ablehnten, allerdings den säkularen Brauch um das "Ostereier suchen" in ihren eigenen Reihen nicht verhindern konnten. So wurden die Eier vom Hasen versteckt. Dass der Hase bemalte Eier im Garten versteckt, die dann von Kindern am Ostermorgen gefunden werden, wird zum ersten Mal 1682 von dem Mediziner Georg Franck von Franckenau in der Abhandlung "De ovis paschalibus - von Oster-Eyern" erwähnt. Er beschreibt das Bild, dass der Osterhase in bestimmten deutschen Regionen Eier verstecke - und nennt es "eine Fabel, die man Simpeln und Kindern aufbindet". 

Das Eier verstecken an sich, kann aber auch auf das kulturelle Brauchtum zurückgehen, bei dem Eier als Zeichen des Fruchtbarkeitsrituals bemalt, verschenkt oder sogar als Beigabe mit ins Grab gelegt wurden. Heute ist der Osterhase vor allem bei Kindern sehr beliebt, versteckt er doch inzwischen nicht nur die bunten Eier für das Frühstück, sondern oft auch leckere Schokohasen und andere Süßigkeiten. Wenn er nur nebenbei ins Fest hopst, sollten wir ihn gelassen seine Arbeit machen lassen.

Das Ei - Symbol für das Leben

Das was der Hase bringt, das bunte Ei selbst, hat eine hohe symbolische Bedeutung, sowohl im christlichen Kontext als auch im Brauchtum. So hat das Bemalen der Eier zu Ostern eine lange Tradition. Bereits 5.000 v.Chr. hat man zum Frühlingsfest bunt bemalte Eier verspeist. In vielen Kulturen wurden die Eier davor mit verschiedenen Mustern verziert. Auch die frühen Christen haben Eier als Symbol für die Auferstehung Jesu eingesetzt und diese ausschließlich rot gefärbt, um auf das Blut zu verweisen, das durch Jesu Tod vergossen wurde.

Das Ei gilt von alters her als Symbol des Lebens und der Auferstehung. Und daran erinnert das christliche Osterfest: Christus hat das Grab und damit den Tod durchbrochen wie ein Küken die Schale seines Eis, Gott schenkt neues Leben. Schon der Kirchenvater Augustinus, geboren 354, deutet das Ei theologisch. Bis in das 15. Jahrhundert verstand man unter Ostereiern auch ein "bis zu Ostern abzulieferndes Zinsei", beschreibt ARD Alpha in einem Artikel zum Osterei. Damit beglichen die Bauern ihre Pacht. Den am Gründonnerstag oder Karfreitag gelegten Eiern sprach der Volksglaube überdies Unheil abwehrende und Segen spendende Wirkung zu.

Da trudelt das Ei den Berg hinab

Eierrollen, Eierschieben, spicken oder trudeln sind ebenfalls Osterbräuche, die es teilweise schon seit über 400 Jahren gibt. Im sächsischen Bautzen, so veröffentlichte es der NDR im Internet existiert eine urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1550. Im Norden, beispielsweise in Leer treffen sich seit 2011 Familien an Orten wie dem Plytenberg, dem höchsten Hügel Ostfrieslands, zum Eiertrullern oder auch Eiertrüllern. Wer das schnellste Ei hat, ist Sieger. 

Kalt aber voller Heilkraft

Heute noch sehr bekannt ist das "Osterwasser". Es ist ein Symbol für Leben und Fruchtbarkeit. Der Beginn dieser Tradition entspringt aus frühen Zeiten, in denen Menschen glaubten, dass das Wasser besondere Heilkräfte besäße. Alle Frauen gingen daher am Morgen des Ostersonntags an einen Bach oder zum nächsten Fluss, um darin zu baden oder um Wasser zu holen. Denn, so der Glaube, wenn das Wasser in dieser Nacht, exakt zwischen Mitternacht und vor Sonnenaufgang, geschöpft wurde, dann sollte es ein ganzes Jahr lang Augenleiden, Ausschlag und andere Krankheiten heilen und für ewige Jugend und Schönheit sorgen. Mit dem geweihten Wasser der Osternacht werden heute in der katholischen Kirche auch die Kinder getauft. 

Der Brauch des Osterfeuers, der heute noch in einigen Regionen praktiziert wird, hat ebenfalls alte Wurzeln. Das Feuer galt in vielen Kulturen als Reinigungsritual und sollte böse Geister vertreiben, um Platz für neues Leben und Wachstum zu schaffen. Diese Tradition wurde später von christlichen Gemeinden übernommen und mit der Feier der Osternacht verbunden. Zum Feuer gehört in einigen Ecken Deutschland das wie in unserem Video zu sehende Osterrad. Ist das Feuer fast abgebrannt, werden Wagenräder, die mit Stroh umwickelt sind, entzündet. Brennend werden sie anschließend durch die Ortschaft gerollt und sollen den Winter vertreiben. Das Osterrad symbolisiert die feuerverschleudende Sonne. 

Auch wenn viele dieser aufgezählten Bräuche nicht nur christliche Ursprünge haben, haben einige doch einen festen Platz an Ostern gefunden. Wer Christ:in ist, der sollte sie mit Humor wahrnehmen und Freude daran haben. Und natürlich sein Osterfest weiterhin im Sinne der Auferstehung Jesus feiern, am besten mit Familie und Freund:innen und in den  Gottesdiensten an allen drei Festtagen.