Forscherin: Mentale Gesundheit in EU stärker fördern

Forscherin: Mentale Gesundheit in EU stärker fördern

Brüssel (epd). Weil die Zahl psychisch Erkrankter steigt, ruft die Einsamkeitsforscherin Sylke Schnepf die Politik auf, Folgen für die mentale Gesundheit stärker zu berücksichtigen. „Wir alle kennen das Gender Mainstreaming. Unsere Handlungsempfehlung an die Politik wäre, das Gleiche für die mentale Gesundheit zu machen“, sagte Schnepf am Donnerstag in Brüssel bei einer Veranstaltung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das sogenannte Gender Mainstreaming bezeichnet die Verpflichtung, bei allen gesellschaftlichen und politischen Vorhaben die Auswirkungen auf Frauen und Männern systematisch zu berücksichtigen. Es ist im Vertrag über die Arbeitsweise der EU festgeschrieben.

Spreche man über Einsamkeit, würde die Mehrheit dabei fälschlicherweise an ältere Menschen denken, sagte die Forscherin. Aber die unter 30-Jährigen seien stärker von Einsamkeit betroffen. Die Situation junger Menschen werde dabei sowohl im Alltag, in der Forschung als auch in sozialen Projekten vernachlässigt. Eine Online-Datenbank zu Programmen gegen Einsamkeit zeige: „Weniger als zehn Prozent sind für Jugendliche, die meisten sind für Ältere“, sagte Schnepf.

Laut Angaben der EU leiden 84 Millionen Bürgerinnen und Bürger an psychischen Problemen. Unter jungen Menschen in Europa ist Selbstmord die zweithäufigste Todesursache.

Erlebten Menschen bereits als Kind soziale Isolation, litten sie auch als Erwachsene häufiger unter psychischen Problemen. „Wenn wir was gegen die Einsamkeit bei Jugendlichen tun, dann können wir auch die Lebensqualität der späteren Erwachsenen verbessern“, erklärte Schnepf. Die lokale Ebene sei am besten für die Prävention geeignet, etwa durch Jugendarbeit. Doch in Interviews mit Organisationen zeige sich, dass rund ein Viertel der Projekte durch finanzielle Problemen bedroht sei.

Sylke Schnepf arbeitet am Joint Research Centre (JRC) der EU-Kommission. Das JRC begleitet und berät die EU-Politik wissenschaftlich. Schnepf betonte am Donnerstag, nicht für die EU-Kommission, sondern als Forscherin zu sprechen.