"Rotkehlchen und Zaunkönige zwitschern schon"

Blaumeise
© epd-bild/Steffen Schellhorn
Eine Blaumeise (Cyanistes caeruleus, Syn. Parus caeruleus) knabbert an einem Meisenknödel auf der Pei√ünitz-Insel in Halle am 28.12.2010. Im Winter bei Frostgraden und reichlich Schnee entdecken zahlreiche Menschen ihr Herz für die gefiederten Freunde in Parks und Gärten. Das Füttern von Brotkrümeln ist für die meisten Vögel allerdings schädlich. Sonnenblumenkerne, Haferflocken, Getreidekörner und zerkleinerte Nüsse eignen sich hingegen hervorragend.
Umweltexperte
"Rotkehlchen und Zaunkönige zwitschern schon"
Kaum werden die Tage länger, sind die ersten Vogelgesänge zu hören. Der Klimawandel beeinflusst besonders Zugvögel, sodass einige Arten inzwischen in Deutschland überwintern.

"Das sind vor allem Meisen, aber auch Rotkehlchen und Zaunkönige zwitschern schon", sagte der Geschäftsführer des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) in Bremen, Martin Rode, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Gesang beginne bereits in der ersten Morgendämmerung. "Die Vögel reagieren auf wärmere Temperaturen und auf das Licht", betonte der Experte.

Deshalb seien die Vögel im Osten wegen des früheren Sonnenaufgangs auch eher dran als ihre Artgenossen weiter im Westen. "Im Vogelgesang gibt es je nach Region sogar Dialekte", ergänzte Rode. Besonders deutlichen Einfluss habe der Klimawandel auf die Zugvögel. Einige Arten blieben aufgrund milderer Winter mittlerweile bei uns und verzichteten auf die Reise in den Süden.

Aber auch bei den Tieren, die unterwegs sind, gibt es teils frappierende Entwicklungen. So hat Rode zufolge die Mönchsgrasmücke aufgrund des Klimawandels ihre Wege komplett umgestellt: "Früher zogen die Vögel im Winter an das Mittelmeer, heute fliegen viele von ihnen nach Südengland, weil es dort für sie jetzt mild genug ist. Das bedeutet kürzere Zugwege und eine größere Chance, bei der schnelleren Rückkehr in Deutschland bessere Brutplätze zu ergattern."

Überhaupt kehrten viele Zugvögel zwischenzeitlich bis zu vier Wochen früher aus ihren Winterquartieren zurück als noch vor Jahrzehnten. Langstreckenzieher wie die Nachtigall, die Gartengrasmücke oder der Pirol seien dagegen nicht so flexibel. Das bringe auch Probleme, weil die Ankunfts- und Brutzeiten der Populationen nicht mehr synchron seien zu den Spitzenzeiten der Insektenvermehrung.

Was sich im übrigen so schön anhört, hat in erster Linie mit der Daseinsvorsorge zu tun. "Meistens hören wir nur die Männchen, die ihre Reviere abstecken und Weibchen anlocken wollen. Wer schön, laut und komplex singt, gilt als besonders fit und verspricht einen guten Bruterfolg", erläuterte Rode.

Wer sich über vielfältiges Vogelgezwitscher freuen möchte, sollte seinen Garten, so er denn einen hat, entsprechend gestalten, riet der Umweltschützer. Vögel fühlten sich besonders da wohl, wo es eine Vielfalt an heimischen Büschen und Hecken gebe sowie dornenbesetzte Sträucher, Tränken, alte Hochstamm-Obstbäume und Nistmöglichkeiten. Flächen mit heimischen Blühpflanzen und wilde Ecken seien wichtig, weil sie Nahrung und Unterschlupf für Insekten böten. "Überhaupt ist es auch für die Vögel extrem wichtig, dass wir Insektenschutz betreiben."