Soziologe Jäckel sieht Wunsch nach Veränderung in Gesellschaft

Soziologe Jäckel sieht Wunsch nach Veränderung in Gesellschaft
07.02.2024
epd
epd-Gespräch: Stephan Cezanne

Trier (epd). Der Soziologe Michael Jäckel hat mit Blick auf die aktuellen Krisen vor einer zunehmenden Lähmung der Gesellschaft gewarnt. „Fest steht auf jeden Fall, dass Angst ein schlechter Ratgeber ist“, sagte der Professor für Soziologie an der Universität Trier dem Evangelischen Pressedienst (epd). Aber Angst fordere auch heraus und wecke den Wunsch nach Veränderung. Die schnelle Abfolge von Ereignissen - nach der Corona-Pandemie der Ukraine-Krieg, die Energiekrise oder der Nahostkonflikt - lasse vielen Menschen aber kaum mehr Zeit zum Nachdenken.

Angesichts der vielen Krisenfelder sieht Jäckel den Begriff von einer „dramatisierten Gesellschaft“ gerechtfertigt. Aber es gebe auch Entwicklungen, die Hoffnung machten. Die Menschen wollten sich einbringen, wieder für Kontinuität und Stabilität sorgen, auch wenn vieles widersprüchlich dargestellt oder wahrgenommen wird. „Es ist doch nicht entscheidend, ob der Begriff Polarisierung oder Spaltung zutreffend ist. Es muss sich so vieles ändern“, sagte der 64-jährige Hochschullehrer.

Eine Mobilisierung der Bevölkerung „gegen jegliche Form von Extremismus“ sei ein bedeutendes Zeichen. Denn am Ende sei entscheidend, was die Menschen in den vielen Kommunalwahlen, in der Europawahl und in den drei zentralen Landtagswahlen in Deutschland auf ihrem Wahlzettel ankreuzten, sagte Jäckel mit Blick auf eine beunruhigende politische Arithmetik.

Etwas mehr Beruhigung in einer Zeit, die wenig Verlässliches bietet und fast nur noch die Zuspitzung von Problemlagen kennt, sehnten viele herbei. Und das sei nicht nur gefühlt, sondern immer häufiger existenziell begründet.