Internet-Blogger: Leser sollen Journalismus fortschreiben

Internet-Blogger: Leser sollen Journalismus fortschreiben
Leser von journalistischen Internetseiten sollen nach den Worten des Bloggers Markus Beckedahl deren Inhalte selbst fortschreiben. Die Möglichkeiten der Beteiligung durch das Internet gäben den Nutzern Macht, sagte der Gründer des Internetblogs "netzpolitik.org" am Montag auf dem 8. Frankfurter Tag des Online-Journalismus.

"Fragt Eure Leser und hört Ihnen zu", sagte Beckedahl zu den anwesenden Journalisten. Medienangebote im Internet sollten ihre Quellen im Original anfügen, Korrekturen transparent machen und ihre Kommentarfunktion rund um die Uhr in Betrieb halten. Dann könnten die Nutzer eine angebotene Geschichte weiterentwickeln.

Dem Vorschlag, Redakteure rund um die Uhr eingehende Kommentare sichten zu lassen, widersprach die Schriftstellerin und Journalistin Kathrin Passig. Nur die Gemeinschaft der Leser könne auf schlechte Kommentare reagieren. Der Soziologe Jan-Hinrik Schmidt vom Hans-Bredow-Institut an der Universität Hamburg wies darauf hin, dass in großen Internetredaktionen wie bei der ARD-"Tagesschau" Multimedia-Assistenten Tag und Nacht die Kommentare und Antworten beaufsichtigten.

Die Redner bei der Fachtagung waren sich indes unsicher, wie der Online-Journalismus, der die Leser einbezieht, finanziert werden kann. Schmidt lobte den gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Modell. Beckedahl schlug vor, ein Prozent der Rundfunkgebühren dem verlagsunabhängigen Online-Journalismus zur Verfügung zu stellen.

Der 8. Frankfurter Tag des Online-Journalismus wurde veranstaltet vom Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik in Frankfurt am Main, dem Hessischen Rundfunk und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).