Studie: Zustand der Böden weltweit hat sich weiter verschlechtert

Studie: Zustand der Böden weltweit hat sich weiter verschlechtert
Der Zustand der Böden weltweit hat sich nach einer Studie durch Klimawandel und intensive Landwirtschaft weiter verschlechtert. Danach sind in der EU 60 Prozent der Böden geschädigt. Laut dem "Bodenatlas 2024" nimmt in Europa die Wüstenbildung zu.

Berlin (epd). Weltweit werden fruchtbares Land und Böden immer knapper. Laut dem am Dienstag in Berlin vorgestellten „Bodenatlas 2024“ gilt weltweit mehr als ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Flächen mittlerweile als qualitativ minderwertig („degradiert“). Das bedeutet, ihr Humusgehalt ist zu gering. In der EU seien bereits mehr als 60 Prozent der Böden geschädigt - verursacht unter anderem durch industrielle Landwirtschaft und die Auswirkungen der Klimakrise wie Trockenheit, heißt es in der von der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung, dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und dem TMG Think Tank for Sustainability herausgegebenen Studie.

Imme Scholz, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, betonte, „gesunde Böden nehmen Wasser auf wie ein Schwamm und geben es in Trockenzeiten wieder ab“. Gute Böden könnten bis zu 3.750 Tonnen Wasser pro Hektar speichern. „Durch Versiegelung, aber auch industrielle Formen der Landwirtschaft geht die Fähigkeit von Böden, Wasser aufzunehmen, zurück - mit verheerenden Folgen, wie wir aktuell an der Hochwasserkatastrophe in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sehen“, sagte Scholz.

Gleichzeitig nehme die Wüstenbildung durch intensive Landwirtschaft und Klimakrise zu, auch in Europa. 13 EU-Mitgliedstaaten sind laut Scholz mittlerweile betroffen, darunter auch Länder mit gemäßigtem und feuchtem Klima wie Ungarn und Bulgarien. In Deutschland weise mindestens ein Fünftel der Agrarflächen sehr starke Bodenerosion auf. Im Flachland werde der Boden zumeist durch Wind abgetragen, in hügeligen Landschaften durch Starkregen. Bislang werde Wüstenbildung hierzulande aber noch nicht als Problem wahrgenommen, sagte Scholz.

Laut dem BUND-Vorsitzenden Olaf Bandt sind Böden in Deutschland vor allem durch eine zu intensive Landwirtschaft mit übermäßigem Einsatz von Mineraldünger und chemischen Pestiziden sowie durch Versiegelung bedroht. Täglich gingen 55 Hektar Land für Siedlungsbau oder Verkehrsflächen verloren.

Bandt forderte von der Politik mehr Unterstützung für Landwirte beim Bodenschutz. Die anstehende Novellierung des Bundesbodenschutzgesetzes müsse den vorsorgenden Bodenschutz deutlich hervorheben. Zudem müsse die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU Ökosystemleistungen auch für den Boden künftig stärker honorieren.

Böden als die größten CO2-Speicher an Land erhalten laut Studie auch eine immer größere Bedeutung in der internationalen Klimadebatte. Dies verschärfe die Verteilungskonflikte um das Land massiv. Die geplanten Klimaschutzmaßnahmen aller Länder weltweit benötigten rechnerisch 1,2 Milliarden Hektar Land, beispielsweise für Aufforstungen, sagte der stellvertretende Geschäftsführer von TMG, Jes Weigelt. Dies sei eine Fläche dreimal so groß wie die EU.

Das werde die Verteilungskämpfe um Land massiv verschärfen. Häufig würden diese Flächen bislang vor allem von Kleinbauern und indigenen Bevölkerungsgruppen landwirtschaftlich genutzt. Es bestehe die Gefahr, dass sie zu Verlierern werden. „Verantwortungsvolle Landnutzung muss sich deshalb auch an Menschenrechten orientieren“, sagte Weigelt. Der erste „Bodenatlas“ wurde 2015 veröffentlicht.