Texas vollstreckt Todesurteil nach fraglicher Diagnose im Prozess

Texas vollstreckt Todesurteil nach fraglicher Diagnose im Prozess

Washington, Huntsville (epd). Der US-Bundesstaat Texas hat am Donnerstag (Ortszeit) laut Medienberichten ein stark umstrittenes Todesurteil gegen einen verurteilten Mörder vollstreckt. Amnesty International und die Anwälte des in Huntsville in Texas per Giftspritze getöteten Brent Ray Brewer hatten vergeblich gegen die ihrer Ansicht nach falsche und unwissenschaftliche Aussage eines Psychiaters beim Prozess protestiert.

Der vom Gericht zur Beratung über das Strafmaß einbestellte Richard Coons hatte den Geschworenen versichert, Brewer bleibe eine Gefahr, auch in Haft. Das Gericht verurteilte den Mörder daraufhin zum Tod. Laut Amnesty International kam Coons zu dieser Diagnose, ohne Brewer persönlich untersucht zu haben.

An der Schuldfrage gibt es keine Zweifel. Laut Urteil erstach der damals 19-jährige Brewer 1990 zusammen mit einer Komplizin bei einem Raubüberfall im texanischen Amarillo den Geschäftsmann Robert Laminack. Die Mittäterin wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

In einem Video für ein Gnadengesuch sagte Brewer, er wisse heute gar nicht mehr, wer dieser 19-jährige Täter gewesen sei. Der Mord tue ihm leid, er wolle das den Hinterbliebenen sagen, sollten sie von ihm hören wollen. In Haft habe er an mehrjährigen religiösen Programmen teilgenommen, was ihm geholfen habe, einen „moralischen Kompass“ zu entwickeln.

Brewers Anwalt Shawn Nolan erklärte in der Zeitung „Austin Chronicle“, Brewers gewaltfreies Benehmen in mehr als 30 Jahren Haft beweise, dass Coons' Aussage über eine zukünftige Gewalttätigkeit „Betrug“ gewesen sei. Laut der Zeitung „Texas Tribune“ (online) starb Brewer am Donnerstagabend 15 Minuten nach der Verabreichung einer tödlichen Dosis Pentobarbital. In den USA sind im laufenden Jahr 21 Menschen hingerichtet worden, 7 davon in Texas.