Weimarer Papierrestauratoren hoffen auf weitere Förderung

Weimarer Papierrestauratoren hoffen auf weitere Förderung
05.11.2023
epd
epd-Gespräch: Matthias Thüsing

Weimar (epd). Die Klassik-Stiftung-Weimar sucht nach Wegen, ihre Werkstatt für Papierrestauration auch über 2028 hinaus zu erhalten. Immer häufiger fragten andere Bibliotheken und Archive an, wie Brand-, Wasser- oder Schimmelprobleme in ihrem Bestand behoben werden könnten, sagte der Direktor der Anna-Amalia-Bibliothek, Reinhard Laube, dem Evangelischer Pressedienst (epd). In Weimar sei so viel Expertise entwickelt worden, die es nach dem Auslaufen des aktuellen Förderprogramms in fünf Jahren zu erhalten gelte.

Seit 2004 konnten Laubes Angaben zufolge bereits mehr als eine Million angekohlte Buchseiten in einem speziell entwickelten Verfahren restauriert, neu gebunden und als Bücher wieder nutzbar gemacht werden. Die Bücher stammten dabei aus der Weimarer Anna-Amalia-Bibliothek, die im September vor 19 Jahren bei einem Brand schwer beschädigt wurden.

Es sei das Ziel, den Bestand für die Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen, sagte Laube weiter. Bibliotheken hätten den Auftrag, die Erinnerung für die Zukunft nutzbar zu halten.

Schon vor Jahren habe die Restaurierungswerkstatt ein mehrstufiges Verfahren entwickelt, mit dem die beschädigten Bücher Seite für Seite gesäubert und an den Randbereichen nahtlos mit neuem Papier verbunden werden können. Das Besondere an dem Weimarer Verfahren stelle dabei die Weiterentwicklung der schon vor 2004 bekannten Techniken hin zu einer Methode dar, die als Serienproduktion bezeichnet werden könne. „Seit 2019 sind wir zudem Lehrwerkstatt für Papierrestaurierung“, sagte Direktor Laube.

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist eine Forschungsbibliothek für die europäische Literatur- und Kulturgeschichte mit Schwerpunkt auf der Epoche zwischen 1750 und 1850. Rund 150.000 Bände könnten derzeit vor Ort benutzt werden, sagte Laube. Das historische Bibliotheksgebäude mit dem berühmten Rokokosaal als Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“ wird pro Jahr von rund 100.000 Personen besichtigt.

Ein über Stunden nicht entdeckter Kabelbrand hatte am frühen Abend des 2. Septembers 2004 den Großbrand im Dachstuhl der Weimarer Herzogin Anna Amalia Bibliothek ausgelöst. Mehr als 50.000 unschätzbar wertvolle Bücher in dem darunter liegendem Rokokosaal verbrannten, 118.000 Bände wurden zum Teil schwer beschädigt. Dazu gingen die Musikaliensammlung der Herzogin Anna Amalia, ein Großteil der Bibelsammlung sowie historische Gemälde verloren. Es war der größte Bibliotheksbrand in der deutschen Nachkriegsgeschichte.