35-jähriger Unternehmer Noboa wird Präsident in Ecuador

35-jähriger Unternehmer Noboa wird Präsident in Ecuador
Mit seinen 35 Jahren wird der rechtsgerichtete Politiker Daniel Noboa bislang jüngster Präsident in Ecuador. Er verspricht Kampf gegen Korruption und mehr Sicherheit in dem von Gewalt erschütterten Land.

Berlin, Quito (epd). Der konservative Unternehmer Daniel Noboa hat die Stichwahl um das Präsidentenamt in Ecuador gewonnen. Nach Auszählung fast aller Wahlzettel kam der 35 Jahre alte Politiker auf etwa 52,3 Prozent der Stimmen, wie die Nationale Wahlbehörde (CNE) in der Nacht zum Montag mitteilte. Noboas Kontrahentin, die linksgerichtete Politikerin Luisa González, erreichte rund 47,8 Prozent. Die Wahl verlief nach Angaben von Innenminister Juan Zapata ruhig und ohne gewaltsame Zwischenfälle.

Noboa wird damit jüngster Präsident in der Geschichte des südamerikanischen Landes. Er ist der Sohn des Bananen-Unternehmers Álvaro Noboa, der sich selbst fünfmal vergeblich um das Präsidentenamt beworben hatte.

Unter dem Motto „Für ein neues Ecuador“ und mit dem Versprechen, Beschäftigung zu schaffen und die Sicherheitssituation in den Griff zu bekommen, konnte der Neuling mit nur zwei Jahren Politik-Erfahrung die Wählerinnen und Wähler überzeugen. Mit 23 Prozent war er der Überraschungskandidat im ersten Wahlgang gewesen, keine der Umfragen hatte ihn zuvor im zweistelligen Bereich gesehen.

Noboa verfolgte die Auszählung in seiner Heimatprovinz Santa Elena in der Küstenregion. „Heute beenden wir den Wahlkampf, und morgen werden wir anfangen zu arbeiten für ein Land, das von Korruption, Gewalt und Hass erschüttert ist“, sagte er bei einem kurzen Auftritt. Die Beteiligung lag bei 82 Prozent der 13,5 Millionen Wahlberechtigten.

In nur eineinhalb Jahren muss Noboa nun zeigen, dass er das Land aus der Krise führen kann. Er führt die Amtsperiode des ebenfalls rechtsgerichteten Guillermo Lasso zu Ende, der das Parlament im Mai nach zwei Jahren im Amt aufgelöst und Neuwahlen ausgerufen hatte, um seiner eigenen Absetzung zu entgehen.

Die Verteilung der Ergebnisse in der Stichwahl spiegelt eine tiefe Spaltung im Land wider. Während Noboa in der Bergregion Ecuadors als klarer Sieger hervorgeht, konnte González besonders in den Provinzen der Küstenregion - die auch Schauplatz der Drogengewalt sind - bis zu zwei Drittel der Stimmen gewinnen. Ebenso wie Lasso muss Noboa ohne eigene Parlamentsmehrheit regieren, seine Partei Acción Democrática Nacional (ADN) hatte nur 15 Prozent der Sitze erreicht.

Unmittelbar nach Bekanntgabe des Ergebnisses gratulierte González ihrem Kontrahenten zum Wahlsieg. González wurde von dem linkspopulistischen Ex-Präsidenten Rafael Correa (2007- 2017) unterstützt, der inzwischen wegen Korruption verurteilt ist und in Belgien lebt. In der ersten Wahlrunde hatte die Linkspolitikerin noch vor Noboa gelegen.

Der Wahlkampf war auch vom Mord an Präsidentschaftsbewerber Fernando Villavicencio vom Mitte-Links-Bündnis Construye überschattet worden. Der 59-Jährige wurde Anfang August, wenige Tage vor der ersten Wahlrunde, auf offener Straße von Drogenbanden erschossen. Als Journalist und Abgeordneter hatte er immer wieder die weitverbreitete Korruption in Ecuador kritisiert und der Politik Verbindungen zur organisierten Kriminalität vorgeworfen.

Ecuador galt noch bis vor ein paar Jahren als eines der sichersten Länder in Südamerika. Inzwischen ist es aufgrund seiner strategisch günstigen Lage zwischen den größten Drogenanbaugebieten Kolumbien und Peru sowie seinen Pazifikhäfen zum Hauptumschlagplatz für Kokain nach Europa geworden. Die organisierte Kriminalität, allen voran das mexikanische Sinaloa-Kartell, kämpft mit lokalen Banden um die Vorherrschaft im Drogenhandel. Polizei, Politik sowie Teile der Justiz sind von der organisierten Kriminalität unterwandert.