Finnischer Ex-Präsident Ahtisaari tot

Finnischer Ex-Präsident Ahtisaari tot
Für seine internationalen Vermittlungseinsätze erhielt Martti Ahtisaari 2008 den Friedensnobelpreis. Am Montag ist der ehemalige finnische Präsident im Alter von 86 Jahren gestorben.

Frankfurt a.M., Helsinki (epd). Der finnische Ex-Präsident und Friedensnobelpreisträger Martti Ahtisaari ist tot. Wie das Präsidentenamt in Helsinki mitteilte, starb Ahtisaari am Montagmorgen in der finnischen Hauptstadt im Alter von 86 Jahren.

Ahtisaari war von 1994 bis 2000 finnischer Präsident und gründete danach die Friedensstiftung „Crisis Management Initiative“. 2008 erhielt er den Friedensnobelpreis für seine internationalen Vermittlungseinsätze. Damit habe er über mehr als drei Jahrzehnte hinweg zur Lösung internationaler Konflikte beigetragen, befand das Nobelkomitee. Unter anderem vermittelte Ahtisaari die Unabhängigkeit des Kosovos, war maßgeblich an Gesprächen zur Unabhängigkeit Namibias beteiligt, und in der indonesischen Krisenprovinz Aceh wurden dank seiner Bemühungen 2005 rund 30 Jahre Bürgerkrieg formell beendet.

„Martti Ahtisaari glaubte an die Menschheit, die Zivilisation und die Güte“, würdigte der finnische Präsident Sauli Niinistö den Verstorbenen. Sein Vorgänger habe Bedeutsames geleistet. „Er war ein Präsident des Wandels, der Finnland in eine globale EU-Ära gesteuert hat.“

Am 23. Juni 1937 im heute russischen Wyborg geboren, floh Ahtisaari in den Wirren des Zweiten Weltkriegs mit seiner Familie nach Ostfinnland. Mit 22 Jahren ging er als Junglehrer nach Pakistan. Später studierte er in Helsinki an der Handelshochschule und startete eine Karriere im finnischen Außenministerium.

Sein diplomatisches Geschick war es, das die Sozialdemokraten 1993 veranlasste, ihn zu ihrem Präsidentschaftskandidaten zu machen. Diese Gabe hatte er bereits bewiesen, als er 1989 eine wichtige Rolle bei den Unabhängigkeitsverhandlungen für Namibia einnahm. Seine sechsjährige Amtszeit in Finnland verlief allerdings weniger reibungslos. Er galt als elitär und wenig bürgernah.

Erst 1999, während des Kosovo-Konflikts, änderte sich sein Image schlagartig. Ahtisaari war es, der den jugoslawischen Machthaber Slobodan Milosevic dazu brachte, dem Friedensplan von Nato und Russland zuzustimmen und seine Truppen zurückzuziehen. Später gründete er die „Crisis Management Initiative“ und übernahm verschiedene heikle Aufgaben. So untersuchte er im EU-Auftrag die Menschenrechtslage in Österreich, nachdem die rechtspopulistische FPÖ 2000 Teil der Regierung geworden war.

Ahtisaari selbst sagte über seine Vermittlungserfolge einmal: „Ich bin kein Magier.“ Er wolle vor allem eines: Konflikte am Verhandlungstisch lösen, und wenn es dafür Jahre brauche.