Norbert Bisky kritisiert Ost-West-Debatten

Norbert Bisky kritisiert Ost-West-Debatten

Berlin (epd). Der Künstler Norbert Bisky hat die anhaltenden Ost-West-Debatten in Deutschland kritisiert. „Ich wäre sehr vorsichtig, ständig eine Ost-West-Trennung aufzumachen“, sagte Bisky der „Berliner Zeitung“ (Samstag): „Es sind extreme Pauschalisierungen im Umlauf, Leute verdienen Geld damit.“ Viele Konfliktlinien verliefen „ganz anders, etwa zwischen dem urbanen und dem ländlichen Raum“. Zugleich gebe es im Osten und im Westen Menschen, die „an wichtigen Stellen etwas bewegen“.

Es sei abwegig, dass sich „jemand hinstellt und pauschal für die Ostdeutschen spricht“, sagte Bisky, der aus Leipzig stammt und in Ost-Berlin aufgewachsen ist. Dies werfe er auch „den Leuten vor, die jetzt gewinnbringend Bücher darüber schreiben“. Es gebe auch in anderen Regionen im In- und Ausland Orte „mit krassen sozialen Verwerfungen“. Auch dort gebe es Menschen, die mit Mitte 50 den Arbeitsplatz verlieren, betonte Bisky: „Vieles daran hat mit unserer Gegenwart zu tun und nicht nur mit den Ostdeutschen.“

Problematisch sei bis heute die DDR-Kultur der Ablehnung des Individuums, sagte der Künstler: „Duckmäusertum und Anpasserei wurden in der DDR massiv gefördert.“ Heute gebe es „Empörungsunternehmer und Empörungspolitiker, die schaffen es, da irgendwo anzudocken und die Leute so zu triggern, dass sie eine Menge Geld damit verdienen können“.

Dazu gehöre auch die rechte Szene, die sich in Ostdeutschland ausbreite, sagte Bisky: „Das sind einfach zynische Unternehmer.“ Für sogenannte Querdenker sei dies unter anderem mit You-Tube-Kanälen ein einträgliches Geschäft. Und auch dafür, „dass man im Parlament sitzt, gibt es Geld.“