Georgien und Moldau werden sichere Herkunftsländer

Georgien und Moldau werden sichere Herkunftsländer
Die Bundesregierung hat Georgien und Moldau zu sicheren Herkunftsstaaten erklärt. Damit soll die Zuwanderung aus diesen Ländern gebremst oder in andere Bahnen gelenkt werden. Statt Asyl wolle Deutschland Arbeit bieten, sagt Innenministerin Faeser.

Berlin (epd). Georgien und Moldau werden von der Bundesregierung als sichere Herkunftsstaaten eingestuft. Das Bundeskabinett beschloss am Mittwoch im brandenburgischen Meseberg einen Gesetzentwurf von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Damit werden die Asylverfahren für Bewerberinnen und Bewerbern aus diesen Ländern verkürzt und Abschiebungen beschleunigt. Die Union hält den Beschluss für unzureichend. Der Bundes-Beauftragte gegen Antiziganismus erklärte, für Roma sei Moldau kein sicherer Herkunftsstaat.

Faeser verteidigte die Entscheidung als weiteren Schritt gegen irreguläre Migration. Georgien und Moldau wollten Mitglieder der Europäischen Union werden. In beiden Staaten drohe Menschen in aller Regel keine politische Verfolgung, sagte sie: „Hier können wir also sehr schnell irreguläre Migration wirksam reduzieren.“

Faeser kündigte im Gegenzug Migrationsabkommen mit Moldau und Georgien an. Damit eröffne man Menschen aus den beiden Ländern die Chance, in Deutschland eine Ausbildung zu absolvieren oder zu arbeiten, sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe: „Gleichzeitig vereinbaren wir, dass jene, die bei uns kein Bleiberecht haben, von ihren Herkunftsstaaten wieder aufgenommen werden müssen.“ Daran scheiterten bislang viele Abschiebungen, sagte Faeser. Der Sonderbevollmächtigte für Migrationsabkommen, Joachim Stamp, versicherte, beide Länder wollten eine engere Partnerschaft: „Wir können jetzt gezielte Migrationsvereinbarungen umsetzen.“

Bei sicheren Herkunftsstaaten gehen die deutschen Behörden davon aus, dass den Asylbewerbern und -bewerberinnen keine staatliche Verfolgung droht und die Gesetze in ihrem Herkunftsland sie auch vor nichtstaatlicher Verfolgung schützen. Dem Bundesinnenministerium zufolge lagen die Anerkennungsquoten für Asylbewerber aus den beiden Ländern in diesem Jahr bei 0,15 Prozent. Von Januar bis Juli 2023 stellten georgische Staatsangehörige 6.612 Asylanträge und Staatsangehörige aus Moldau 1.910 Anträge.

Mit Blick auf Moldau kritisierte der Antiziganismusbeauftragte der Bundesregierung, Mehmet Daimagüler, das Land sei für Angehörige der Roma-Community kein sicherer Herkunftsstaat. Moldauische Roma lebten ausgegrenzt und seien in allen Lebensbereichen Diskriminierung ausgesetzt. Außerdem sei die Republik Moldau von den ökonomischen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am stärksten von allen Anrainerstaaten betroffen: „Vor diesem Hintergrund scheint die Einstufung als 'sicher' wirklichkeitsfremd“, kritisierte Daimagüler.

Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl kritisierte den Beschluss und forderte die Bundesregierung auf, „auf das Abschreckungskonzept der sogenannten sicheren Herkunftsstaaten zu verzichten“.

Aus der Union kam hingegen Kritik, die Regierung tue zu wenig. Der innenpolitische Sprecher, Alexander Throm (CDU), erklärte, „angesichts der dramatisch hohen Asyl-Zuwanderung“ sei es zwar richtig, Georgien und Moldau als sichere Herkunftsstaaten einzustufen. Dies müsse aber auch mit den Maghreb-Staaten Algerien, Marokko und Tunesien geschehen, aus denen ebenfalls nur wenige Asylbewerber anerkannt würden. Ähnlich äußerte sich die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Andrea Lindholz (CSU).

Auf der Liste der sicheren Herkunftsländer stehen alle EU-Länder, Ghana und Senegal sowie Bosnien-Herzegowina, Serbien, Nordmazedonien, Albanien, Kosovo und Montenegro.