Thomas de Maizière: Vorsicht bei Begriff "Zeitenwende"

Thomas de Maizière: Vorsicht bei Begriff "Zeitenwende"

Freiburg (epd). Der frühere Bundesminister Thomas de Maizière (CDU) rät zu einem zurückhaltenden Umgang mit dem Begriff „Zeitenwende“. In einem Gastkommentar in der in Freiburg erscheinenden „Herder-Korrespondenz“ (Juni-Ausgabe) schrieb de Maizière: „Zu behaupten, eine Wende sei eingetreten oder gar das Ende einer Epoche durch einen Bruch zu beschreiben, sind sehr grundsätzliche Feststellungen.“

Seit dem 24. Februar 2022, dem russischen Überfall auf die Ukraine, diskutiere die deutsche Gesellschaft über die angemessene Reaktion darauf, stellte de Maizière fest: „ Bedingungslosen Waffenstillstand und sofortige Friedensverhandlungen fordern die einen. Unterwerfung ist kein Frieden und Freiheit muss verteidigt werden können, auch wenn es Opfer kostet, sagen die anderen.“ Jeder, der eine Forderung aufstelle, reklamiere dafür das Wort „Zeitenwende“ für sich. Zwischen diesen beiden Polen gebe es jedoch zahllose weitere Meinungen.

Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt seien grundlegend für die Demokratie, unterstrich de Maizière. Nun sei „die Zeit, mit Respekt streitig zu debattieren“. Es sei auch die Zeit, zu handeln. Das gelte aber immer und unabhängig davon, ob eine Zeit als Zeitenwende beschrieben werde oder nicht.

Thomas de Maizière war von 2009 bis 2011 und von 2013 bis 2018 Bundesinnenminister. Dazwischen war er für das Verteidigungsressort zuständig. Derzeit ist er Präsident des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der am 7. Juni in Nürnberg beginnt.