Jüdische Institutionen kritisieren Kulturstaatsministerin Roth

Jüdische Institutionen kritisieren Kulturstaatsministerin Roth

Frankfurt am Main (epd). Der Zentralrat der Juden in Deutschland und führende Vertreter der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) stellen sich hinter Kritik an Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). Anlass ist der Auftritt von Roth beim jüdischen Musikwettbewerb „Jewrovision“ am Freitag in Frankfurt am Main, wo die Politikerin nach Darstellung beider Institutionen ausgebuht und ausgepfiffen wurde. Sowohl der Zentralrat als auch die DIG zeigten in Stellungnahmen für den „Tagesspiegel“ am Sonntag Verständnis für die Proteste gegen Roth.

„Bei der Jewrovision 2023 hat sich lange aufgestauter Frust deutlich entladen“, heißt es in einer Stellungnahme des Zentralrats, über die der „Tagesspiegel“ in seiner Montagausgabe berichtet: „Das ist die Konsequenz der Entwicklungen im deutschen Kulturbetrieb der vergangenen Jahre.“

Dem Bericht zufolge gilt das Verhältnis von Roth zu Teilen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland als „mindestens angespannt“. Die Zeitung nennt dafür drei Gründe: Im vergangenen Jahr habe die Ministerin auf den Antisemitismus-Skandal bei der Kunstschau „documenta“ spät und relativierend reagiert. 2019 habe Roth im Bundestag nicht für eine Resolution gestimmt, die den Boykott israelischer Waren als antisemitisch verurteilte. 2015 traf sie laut „Tagesspiegel“ den iranischen Holocaust-Leugner Ali Laridschani.

Der Zentralrat habe immer wieder auf Missstände hingewiesen, heißt es in dem Zeitungsbericht weiter. Es müsse sich „jetzt erkennbar etwas ändern, damit jede Form von Antisemitismus aus dem deutschen Kulturbetrieb nachhaltig verbannt wird“, zitiert der „Tagesspiegel“ aus der Stellungnahme des Zentralrats.

Vertreter der Deutsch-Israelischen Gesellschaft solidarisierten sich ebenfalls mit den Protestierenden bei der Musikveranstaltung. „Die jungen Menschen mit jüdischem Hintergrund haben Frau Roth ein sehr ehrliches Echo auf ihre Arbeit gegeben“, sagte etwa der DIG-Vizepräsident und FDP-Politiker Marcus Faber.