Stuttgart, Tübingen (epd). Nach Ansicht des Beauftragten der baden-württembergischen Landesregierung gegen Antisemitismus, Michael Blume, haben die „Judenstern-Entgleisung“ und andere Äußerungen des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer „dem Ansehen nicht nur von Tübingen geschadet“. Dieser habe wiederholt Betroffene von Rassismus verletzt. „Ich begrüße es, dass sich Boris Palmer nun endlich Hilfe suchen möchte“, sagte Blume am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Palmer hatte am Montag eine „Auszeit“ angekündigt und seinen Austritt bei den Grünen erklärt. Er reagierte damit auf die massive Kritik, die er durch seine Äußerungen am Freitagabend in Frankfurt am Main ausgelöst hatte. Dort hatte er sich nach Medienberichten vor dem Eingang des Tagungshauses mit Protestierenden unterhalten und dabei mehrmals das als rassistisch geltende N-Wort benutzt.
Als die Demonstranten „Nazis raus“ skandierten, stimmte der Tübinger OB mit ein. „Ihr beurteilt Menschen anhand von einem einzelnen Wort“, entgegnete der Politiker daraufhin, wie ein später auf Twitter veröffentlichtes Video zeigt. „Das ist nichts anderes als der Judenstern.“ Später während der Konferenz versuchte er, dem Publikum sein Verhalten vor dem Eingang zu erklären.
Die beiden Grünen-Landesvorsitzenden Lena Schwelling und Pascal Haggenmüller äußerten sich am Dienstag zum Parteiaustritt des Tübinger Oberbürgermeisters: „Die Äußerungen von Boris Palmer am Rande der Migrationskonferenz in Frankfurt am Main haben einmal mehr gezeigt, wie weit er sich von den Grundsätzen der Grünen Partei entfernt hat“, sagte Haggenmüller laut einer Mitteilung der Grünen Baden-Württemberg. Schwelling bezeichnete den Austritt als einen „unausweichlichen Schritt“.