Gefechte im Sudan trotz angekündigter Feuerpause

Gefechte im Sudan trotz angekündigter Feuerpause
Wieder hat eine angekündigte Waffenruhe im Sudan nicht gehalten. Während Ausländer in Evakuierungsflügen das Land verlassen, ist es für die Bevölkerung immer schwieriger zu überleben.

Berlin, Khartum (epd). Trotz einer versprochenen Waffenruhe dauern die Kämpfe im Sudan weiter an. Die vereinbarte 72-stündige Feuerpause werde nicht komplett eingehalten, berichtete der britische Sender BBC am Dienstag unter Berufung auf Augenzeugen. Auf den Straßen der Hauptstadt Khartum sei es nach wie vor äußerst gefährlich. Der arabische Sender Al-Dschasira meldete Gefechte mit schwerem Geschütz. Auch in anderen Landesteilen wurde lokalen Medien zufolge weitergekämpft.

Derweil versuchen nach Angaben der Vereinten Nationen Zehntausende Menschen, sich in den Nachbarländern in Sicherheit zu bringen. Bis zu 270.000 Menschen könnten in den Tschad und in den Südsudan flüchten, hieß es. Viele von ihnen stammten aus dem Südsudan und waren bereits vor der Gewalt in ihrer Heimat in den Sudan geflohen. Die Versorgungslage werde immer schwieriger, erklärte das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Der Sudan beherberge über eine Million Flüchtlinge aus anderen Ländern. Zudem suchten 3,7 Millionen Sudanesinnen und Sudanesen innerhalb des Landes Schutz.

Viele Menschen hätten kaum oder keine Lebensmittel mehr, sagte Farid Abdulkadir, der Chef des Sudan-Büros der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften. Es gebe auch kaum noch Treibstoff. Bereits vor der jüngsten Eskalation waren rund 16 Millionen Personen, etwa ein Drittel der Bevölkerung, auf internationale Hilfe angewiesen. Die Hilfsorganisationen hoffen, dass sie während einer Feuerpause, die in der Nacht auf Dienstag um 00.00 Uhr beginnen sollte, die Bedürftigen versorgen können.

Es ist bereits der vierte Anlauf für eine Feuerpause, seit der Machtkampf zwischen Armee-General Abdul Fattah Al-Burhan und dem Befehlshaber der paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF), Mohamed Hamdan Dagalo, genannt „Hemeti“, Mitte April eskalierte. Laut den UN starben seither mindestens 459 Menschen, mehr als 4.000 weitere wurden verletzt. Tatsächlich dürfte die Zahl der Opfer nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) deutlich höher liegen.

US-Außenminister Antony Blinken erklärte am Montag (Ortszeit), die USA seien gemeinsam mit internationalen Partnern und der sudanesischen Zivilgesellschaft darum bemüht, ein Komitee zusammenzustellen, das einen dauerhaften Waffenstillstand verhandeln soll.

Seit Beginn der Gefechte ist auch die Gesundheitsversorgung weitgehend zusammengebrochen, laut der WHO und sudanesischen Ärzteorganisationen gibt es immer wieder Angriffe auf die Einrichtungen. Zudem fehle es überall an Medikamenten, Materialien sowie Personal, weil viele aus Sicherheitsgründen nicht zur Arbeit könnten, erklärte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz.

Zahlreiche Länder haben ihre Diplomaten und Bürger ausgeflogen, darunter europäische Staaten und die USA. Die Bundeswehr evakuierte nach eigenen Angaben seit Sonntag etwa 520 Menschen aus 20 Nationen. Das wurde möglich, weil die Kämpfe seitdem etwas nachgelassen haben. Am Dienstagabend sollte der vorerst letzte deutsche Evakuierungsflug nach Jordanien abheben und daraufhin der Bundeswehreinsatz vorerst enden. Am Nachmittag waren bereits sechs deutsche Evakuierungsflüge erfolgt. Insgesamt waren laut Verteidigungsministerium rund 1.000 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz.