Amtsberg: Auch tägliche Tragödien in den Fokus der Medien rücken

Amtsberg: Auch tägliche Tragödien in den Fokus der Medien rücken

Berlin (epd). Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Grüne), beklagt eine mangelnde mediale Aufmerksamkeit für Krisenregionen in Afrika oder Asien. Vergessene Krisen zeigten schonungslos, was passiere, wenn die Medien darüber nicht berichteten, sagte sie am Donnerstag bei einer Fachkonferenz zu dem Thema im Auswärtigen Amt in Berlin. Denn wenn nicht über Krisen berichtet werde, schwinde auch die Spendenbereitschaft für Hilfsprojekte. Auch die politische Aufmerksamkeit müsse immer wieder neu erkämpft werden. Amtsberg rief die Medien dazu auf, die „tägliche Tragödie“ der Menschen in Krisenregionen in den Fokus zu nehmen, damit nicht nur ein kleiner Kreis an Fachleuten darüber Bescheid wisse.

Als Beispiel nannte sie den Libanon, wo seit 2011 mehr als eine Million syrische Flüchtlinge aufgenommen worden seien. Es sei damit das Land mit dem höchsten Flüchtlingsanteil im Vergleich zur Bevölkerung. Gleichzeitig habe dort das Versagen der Politik zu einer extremen wirtschaftlichen Krise geführt, die das Leben immer teurer mache und die Ersparnisse der Menschen vernichte. Schulen und Krankenhäuser seien seit Wochen und Monaten geschlossen, Millionen Menschen seien auf externe Hilfe angewiesen.

Im Weltsaal des Auswärtigen Amts war während der Konferenz die Wanderausstellung „Vergessene Welten und blinde Flecken“ zu sehen. Einer gleichnamigen Studie des Frankfurter Literaturwissenschaftlers Ladislaus Ludescher zufolge werden Länder des globalen Südens in den deutschen Leitmedien massiv vernachlässigt. Verglichen wurden zwei Katastrophen im Jahr 2017: Während der Hurrikansaison in der Karibikregion wurden in US-Bundesstaaten bei drei Tropenstürmen demnach rund 310 Menschen getötet. Die Hauptausgabe der „Tagesschau“ habe dieser Katastrophe an 19 Tagen insgesamt 37 Minuten und 40 Sekunden Berichtzeit gewidmet. Im selben Zeitraum seien in Bangladesch, Nepal, Indien und Pakistan mehr als 2.100 Menschen infolge schwerer Überschwemmungen gestorben. Darüber sei lediglich in drei der Sendungen berichtet worden, mit einer Berichtzeit von insgesamt zwei Minuten und 30 Sekunden.