Theologin: Fußwaschung ist Zeichen der Liebe

Theologin: Fußwaschung ist Zeichen der Liebe
30.03.2023
epd
epd-Gespräch: Christine Süß-Demuth

Freiburg (epd). Vor seiner Kreuzigung hat Jesus den Jüngern laut den biblischen Berichten die Füße gewaschen: Das war ein Zeichen der Wertschätzung und Liebe, wie die evangelische Theologin Anni Hentschel erklärt. Auch wenn das Ritual heute eher als unangenehm empfunden werde, sei eine Fußwaschung zu Zeiten Jesu kein Zeichen der Erniedrigung oder Sklavendienst gewesen, sagte die Professorin von der Evangelischen Hochschule Freiburg im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie sprach stattdessen von einem „Liebeserweis“.

In der Antike seien Fußwaschungen alltäglich und selbstverständlich gewesen. Wenn Kinder ihren Eltern, Gastgeber ihren Gästen, Schülerinnen und Schüler ihren Lehrern oder Geliebte ihrem Partner die Füße gewaschen hätten, sei das für beide angenehm gewesen. Dies sei heute vielleicht vergleichbar mit dem Schenken eines schönen Blumenstraußes, sagte Hentschel.

Das Besondere an der biblischen Erzählung von der Fußwaschung im 13. Kapitel des Johannes-Evangeliums sei es, dass Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen habe und nicht umgekehrt. Die Bedeutung des Rituals zeige sich auch daran, dass es nicht vor dem Essen zur Reinigung stattfand, sondern während der gemeinsamen Mahlzeit. Hentschel hat zum Thema „Die Fußwaschungserzählung im Johannes-Evangelium“ habilitiert. Heute ist das Ritual der Fußwaschung am Gründonnerstag vor allem aus der katholischen Kirche bekannt.