Mediziner: Süßigkeiten-Werbeverbot führt zu gesünderen Produkten

Mediziner: Süßigkeiten-Werbeverbot führt zu gesünderen Produkten

Berlin (epd). Der Kinder- und Jugendmediziner Berthold Koletzko sieht durch das von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) geplante Süßigkeiten-Werbeverbot mit Kindern als Zielgruppe eine Chance für gesündere Snacks. „Wenn man nur gesündere Produkte bewerben kann, werden Produkte gesünder“, sagte der Vorsitzende der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin am Donnerstag in Berlin.

Koletzko verwies auf Erfahrungen mit der Zuckersteuer in Großbritannien. Dies habe dazu geführt, dass eine bekannte Limonade inzwischen nur noch halb so viel Zucker habe. Denselben Effekt erwarte er, wenn Produkte mit einem hohen Zucker-, Salz- oder Fettgehalt nicht mehr beworben werden dürften.

Özdemir hatte am Montag seinen Plan präsentiert, an Kinder gerichtete Werbung für Dickmacher stark einzuschränken. Fernsehspots für Chips und Co. sollen nach Vorstellung des Ministers künftig nicht mehr zwischen 6 Uhr und 23 Uhr gezeigt werden. Außerdem soll es keine Außenwerbung im Umkreis von 100 Metern zu Schulen, Kindertageseinrichtungen, Spielplätzen oder anderen Freizeiteinrichtungen für unter 14-Jährige geben sowie kein Sponsoring. Das Vorhaben ist noch nicht innerhalb der Bundesregierung abgestimmt.

Koletzko begrüßte die Pläne des Ministers. Lob kam unter anderem auch von der Verbraucherzentrale, der AOK, der Deutschen Adipositas Gesellschaft und der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Nach Ministeriumsangaben sind rund 15 Prozent der 3- bis 17-Jährigen in Deutschland übergewichtig, von ihnen fast sechs Prozent adipös, also krankhaft übergewichtig.

Übergewicht und Adipositas seien eine schwere Hypothek für die lebenslange Gesundheit, sagte die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann. Damit steige das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Gelenkerkrankungen. Die Folgekosten von Adipositas beliefen sich in Deutschland auf 63 Milliarden Euro pro Jahr, sagte Reimann. Freiwillige Erklärungen zur Einschränkung der Werbung für ungesunde Snacks hätten nichts gebracht, deswegen werde eine „wirksame Werbebeschränkung“ gebraucht.