Nairobi, Kigali (epd). Im Fall des ums Leben gekommenen ruandischen Investigativjournalisten John Ntwali hat ein Gericht einen Tatverdächtigen wegen fahrlässiger Tötung schuldig gesprochen. Der Beschuldigte sei von einem Gericht in dem Ort Kicukiro zu einer Geldstrafe von umgerechnet 860 Euro verurteilt worden, berichtete der britische Sender BBC am Mittwoch. Nach Regierungsdarstellung starb Ntwali bei einem Verkehrsunfall. Menschenrechtsorganisationen zweifeln allerdings an der offiziellen Version zu seinem Tod.
In dem Verfahren, das dem BBC-Bericht zufolge unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, habe der Verdächtige auf schuldig plädiert. Weiter hieß es, der Schuldige sei zu schnell gefahren und dabei aus Versehen mit dem Motorrad zusammengestoßen, auf dem Ntwali mitgefahren sei.
Ntwali war einer von wenigen unabhängigen Journalisten Ruandas. Er prangerte die Regierung an und berichtete unter anderem ausführlich über Zwangsräumungen bei Verschönerungsmaßnahmen in der Hauptstadt Kigali. Erst im August erzählte er Human Rights Watch davon, wie ein Geheimdienst ihn zu Hause aufsuchte und bedrohte.
Die ruandischen Behörden haben es laut der Menschenrechtsorganisation in den vergangenen Jahren wiederholt versäumt, glaubwürdige Ermittlungen über verdächtige Todesfälle von politischen Gegnern oder prominenten Kritikern einzuleiten und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Selbst Gegner im Exil wurden oft unter ungeklärten Umständen ermordet, zuletzt 2021 der Oppositionspolitker Seif Bamporiki in Südafrika.