Venezuela: Maduro bindet evangelikale Kirchen stärker an Regierung

Venezuela: Maduro bindet evangelikale Kirchen stärker an Regierung

Berlin, Caracas (epd). Mit einem eigenen Programm und finanzieller Unterstützung will Venezuelas Machthaber Nicolás Maduro die evangelikalen Kirchen stärker an die Regierung binden. Rund 13.000 Pastoren hätten in den ersten Tagen des Jahres eine Prämie in Höhe von rund zehn Dollar erhalten, berichtete die spanische Tageszeitung „El País“ am Dienstag. Der venezolanische Mindestlohn beträgt umgerechnet rund drei Dollar. Etwa 2.500 Kirchen seien im vergangenen Jahr mit staatlicher Hilfe renoviert worden.

Die Zahl der evangelikalen Christen wächst in Venezuela wie in vielen anderen Ländern Lateinamerikas. Offiziellen Angaben zufolge sind rund 17 Prozent der Bevölkerung Mitglieder einer solchen Gemeinde.

Maduro bezeichnete die evangelikalen Gemeinden mehrfach als „die wahre Kirche Gottes“. Er schuf 2019 sogar einen eigenen Jahrestag für evangelikale Pfarrer. Sein Sohn, Nicolás Maduro Guerra, ist für religiöse Angelegenheiten innerhalb der Sozialistischen Partei zuständig. Hintergrund ist auch das distanzierte Verhältnis von Maduro und der Regierungspartei zur katholischen Kirche, die traditionell eine Nähe zu konservativen Kräften pflegt.

Kritiker sehen in der staatlichen Unterstützung der evangelikalen Kirchen dagegen ein Wahlkampfmanöver Maduros. Spätestens im kommenden Jahr sollen in Venezuela Präsidentschaftswahlen stattfinden. Eine erneute Kandidatur Maduros scheint sicher. „Wir beten viel für den Präsidenten, der eine sehr schwere Last zu tragen hat, wir weinen für ihn, denn er war der Mann, den Gott dazu bestimmt hat, Venezuela zu regieren“, zitiert die Zeitung die Pastorin Isabel Molina de Fernández in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehsender VTV.