Studie: Mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland ist armutsgefährdet

Studie: Mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland ist armutsgefährdet

Gütersloh (epd). Mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland gilt nach Berechnungen der Bertelsmann Stiftung als armutsgefährdet. In absoluten Zahlen sind das knapp 2,9 Millionen Kinder und Jugendliche, wie es im am Donnerstag in Gütersloh veröffentlichten „Factsheet Kinder- und Jugendarmut“ heißt. Besonders betroffen seien Haushalte von Alleinerziehenden und Eltern mit mehr als drei Kindern. Kinder gelten demnach als arm, wenn sie in Haushalten mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens leben oder Leistungen der Grundsicherung erhalten.

Für die Studie wurden den Angaben zufolge unter anderem aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit zu Kindern und Jugendlichen, deren Familien staatliche Unterstützung nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II beantragt haben, aus dem Sommer 2022 herangezogen. Die Statistiken zeigten, dass sowohl die Anzahl als auch der Anteil von Kindern in SGB-II-Haushalten erstmals seit fünf Jahren deutlich gestiegen sei, hieß es. Die Studien-Autorinnen führen die Zunahme vor allem auf die aus der Ukraine geflüchteten Kinder und Jugendlichen zurück. Ukrainische Kriegsflüchtlinge haben seit dem 1. Juni 2022 Anspruch auf Grundsicherung.

Demnach betrug die Quote von Kindern und Jugendlichen im SGB-II-Bezug im Juni 2022 in Westdeutschland 13,4 Prozent und in Ostdeutschland 16 Prozent. Ein bundesweiter Vergleich zwischen den Kommunen offenbart erhebliche Unterschiede: Die Spannbreite liegt zwischen 2,7 Prozent im bayerischen Roth und 41,7 Prozent in der wirtschaftlich schwachen, zugleich einwohnerstärkeren Ruhrgebietsstadt Gelsenkirchen in Nordrhein-Westfalen. Auch das benachbarte Essen (31,4), Duisburg und Hagen (beide 30,7) weisen hohe Quoten auf sowie die norddeutschen Städte Bremerhaven (36,3) und Bremen (30,9). Weit unter zehn Prozent bleiben dagegen häufig ländliche Regionen wie Biberach in Oberschwaben (5,2), Eichsfeld in Thüringen (6,6) oder Coesfeld im Münsterland (7,8).

In Deutschland sind demnach junge Menschen von alleinerziehenden Müttern und Vätern sowie in Familien mit drei und mehr Kindern überdurchschnittlich von Armut betroffen. Die in diesen Fällen aufwendige Sorge- und Betreuungsverantwortung mache es den Eltern oftmals unmöglich, einer Vollzeitbeschäftigung nachzugehen, hieß es. Das größte Armutsrisiko hätten Kinder in Mehrkindfamilien mit einem alleinerziehenden Elternteil (86 Prozent).