Gebete und Politik: US-Abtreibungsgegner bei Großkundgebung

Gebete und Politik: US-Abtreibungsgegner bei Großkundgebung

Washington (epd). Viele tausend Abtreibungsgegner, darunter zahlreiche junge Menschen, haben sich am Freitag (Ortszeit) in Washington zum 50. „Marsch für das Leben“ versammelt. Rednerinnen und Redner betonten, die Bewegung gehe auch nach dem Gerichtsurteil vergangenes Jahr gegen das Recht auf Abtreibung weiter. Es gebe viel zu tun, bekräftigte die Präsidentin des „March for Life“, Jeanne Mancini.

Im Juni 2022 hatte das Oberste Gericht der USA die Forderung von Abtreibungsgegnern erfüllt und ein als „Roe v. Wade“ bekanntes Urteil von 1973 gekippt, wonach die Verfassung das Recht auf Schwangerschaftsabbruch schützt. Aufgrund des neuen Urteils dürfen nun die einzelnen US-Staaten Abtreibungen verbieten und regulieren. Der katholisch und evangelikal geprägte „Marsch für das Leben“ stand unter dem Motto „Die nächsten Schritte: Auf dem Weg zum Amerika nach Roe“.

Man müsse sich nun für Anti-Abtreibungs-Gesetze in den Bundesstaaten einsetzen und zugleich schwangeren Frauen und Müttern helfen, hieß es. Laut Gesundheitsinstitut „Kaiser Family Foundation“ haben 13 der 50 US-Staaten Abtreibung verboten, vornehmlich im Süden. In acht Staaten existieren weitreichende Restriktionen. Legal ist ein Schwangerschaftsabbruch in 24.

Die Kundgebung in Washington hörte politische und religiöse Aufrufe. Der republikanische Kongressabgeordnete Steve Scalise betonte, Abtreibungsgegner müssten an Wahlen teilnehmen und für Lebensschützer stimmen. Baptistenprediger Franklin Graham sprach ein Dankgebet, dass Ex-Präsident Donald Trump Richter ernannt habe, die die „Heiligkeit des Lebens respektieren“. Mit Hilfe der Ernannten war „Roe“ aufgehoben worden.

Mancini sagte in einem Podcast des katholischen Magazins „America“, die Zahl der jährlichen Schwangerschaftsabbrüche werde wegen des Endes von „Roe“ um etwa 200.000 im Jahr auf 700.000 zurückgehen. In den Staaten New York und Kalifornien bleibt Abtreibung legal. Ziel der Bewegung sei es, Abtreibung „undenkbar“ zu machen.

Republikanische Politiker stellt das Gerichtsurteil von 2022 indes vor ungeahnte Schwierigkeiten: Um bei Wählern als „Lebensschützer“ zu gelten, genügte früher Protest gegen „Roe“. Nun müssen konkrete Gesetze beschlossen werden. Umstritten ist nach Ansicht mancher Gegner, ob außer medizinischem Personal auch Frauen wegen einer Abtreibung bestraft werden sollen. Gegenwärtige Anti-Abtreibungs-Gesetze sehen das nicht vor.