Zeitung: Ukraine-Krieg sorgt für Boom beim Menschenhandel

Zeitung: Ukraine-Krieg sorgt für Boom beim Menschenhandel

Berlin (epd). Der Handel mit Menschen aus der Ukraine hat seit Beginn des Krieges in dem Land laut einem Zeitungsbericht stark zugenommen. Wie die Tageszeitung „Welt“ (Montag) unter Berufung auf die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) berichtete, nahm die weltweite Onlinesuche nach sexuellen Dienstleistungen und pornografischen Darstellungen durch ukrainische Frauen und Kinder um bis zu 600 Prozent zu. Selbst der Handel mit Schwangeren sei seit Kriegsbeginn am 24. Februar vergangenen Jahres stärker geworden, fügte OSZE-Generalsekretärin Helga Maria Schmid in dem Interview hinzu.

Die Opfer würden im Internet mit falschen Versprechungen geködert, in privaten Unterkünften in Ausnahmeländern missbraucht oder aber direkt an der Grenze von verdeckt arbeitenden Menschenhändlern abgefangen. Oft sei organisierte Kriminalität verantwortlich. „Diese skrupellosen Kriminellen treffen dann auf Menschen, die hilfsbedürftig sind, Geld verdienen müssen, die Sprache im neuen Land nicht sprechen und häufig auch vom Krieg traumatisiert sind“, sagte Schmid.

Die OSZE sei an einer „Be safe“-Kampagne beteiligt, in der Menschen vor Verlassen ihres Landes vor den Praktiken der Menschenhändler gewarnt würden und eine Hotline zur Verfügung stehe. Außerdem arbeite die OSZE mit den Nachbarländern der Ukraine zusammen und versuche, sie für das Thema zu sensibilisieren.

Auch der weltweite Menschenhandel verzeichnet nach Schmids Darstellung Zuwächse. „Wir gehen mittlerweile von 25 bis 27 Millionen Opfern pro Jahr aus, und davon landen leider nur 10.000 Fälle jährlich bei den Strafverfolgungsbehörden.“ Da nur weniger als ein Prozent der Opfer identifiziert werde, gebe es beim Menschenhandel „weitgehend Straffreiheit für die Täter“, erläuterte die deutsche OSZE-Generalsekretärin. Die jährlichen Gewinne aus Menschenhandel bezifferte sie auf 150 Milliarden US-Dollar pro Jahr - das sei eine Verfünffachung innerhalb der vergangenen 15 Jahre.