Politik und Kirchen rufen für das neue Jahr zum Zusammenhalt auf

Politik und Kirchen rufen für das neue Jahr zum Zusammenhalt auf
Bundeskanzler Scholz und die Kirchen machen den Deutschen Hoffnung für das Jahr 2023. Es gehe "ein schweres Jahr" zu Ende, das aber auch von Zusammenhalt handele, sagte Scholz. Überschattet wird der Jahreswechsel durch den Tod von Benedikt XVI.

Berlin (epd). Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Spitzenrepräsentanten der Kirchen haben die Menschen in Deutschland zu Optimismus im Neuen Jahr aufgerufen. „Unser Zusammenhalt ist unser größtes Pfund“, sagte Scholz in seiner Neujahrsansprache, die am Silvesterabend ausgestrahlt wird. Mit Verweis auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine betonte er, dass „ein schweres Jahr“ zu Ende gehe. Leitende Geistliche der evangelischen und katholischen Kirchen riefen dazu auf, mit Zuversicht und Mitmenschlichkeit in das neue Jahr 2023 zu gehen.

Der Krieg habe auch Deutschland auf eine harte Probe gestellt, sagte Scholz. Die Geschichte des Jahres handele aber auch von Zusammenhalt, Stärke und Zuversicht, sagte er. Putin habe die Ukraine „eben nicht in wenigen Tagen überrannt, wie er geplant hatte“, führte Scholz aus. Tapfer verteidigten Ukrainerinnen und Ukrainer ihre Heimat, „auch dank unserer Hilfe“, sagte der Regierungschef, der zusicherte, das Land weiter zu unterstützen.

Anders als in manch anderer Krise seien zudem Europäische Union und Nato nicht gespalten. „Und wir in Deutschland sind nicht eingeknickt, als uns Russland im Sommer den Gashahn zugedreht hat“, sagte Scholz. Er bekräftigte die Absicht, Deutschland dauerhaft von russischem Gas unabhängig zu machen, und betonte, es bleibe auch in den kommenden Monaten wichtig, Energie zu sparen.

Der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, rief Christen dazu auf, Hoffnung zu verbreiten. „Verdoppeln wir durch unser Klagen nicht die Beschwernisse der Krisen, sondern bringen wir uns kraftvoll mit unserer Hoffnung ein in die Gesellschaft und in die Kirche“, forderte er laut Redemanuskript in seiner Silvesterpredigt am Samstag im Münchner Liebfrauendom. Kirche, Staat und Gesellschaft könnten Krisen nur überwinden, wenn sie ein „gemeinsames Narrativ der Hoffnung“ miteinander teilten.

Die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst ermutigte, besonders Menschen in Not besser in den Blick zu nehmen. Die biblische Jahreslosung „Du bist ein Gott, der mich sieht“ (Genesis 16,13) sei ein „Augenöffner-Wort“ für Menschen, die leicht übersehen werden, sagte sie am Samstag in Speyer anlässlich des Jahreswechsels.

Der katholische Bischof von Speyer, Karl-Heinz Wiesemann, appellierte, die Menschen sollten nicht nur die aktuellen Krisen, Kriege und Katastrophen sehen. Es gebe auch Hoffnungszeichen für das kommende Jahr, sagte er in Speyer.

Der Münsteraner katholische Bischof Felix Genn rief in seiner Predigt zu mehr Zusammenarbeit und Toleranz in Kirche und Gesellschaft auf. Scharf verurteilte Genn den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. „Es ist böse, was dort geschieht, was dort Menschen erleiden müssen und dass Verkünder der gewaltlosen Liebe einen solchen Terror unterstützen“, erklärte er laut Redetext in Münster. Es sei beschämend, dass in Europa der gute Wille zwar vorhanden sei, „wir es aber bis zur Stunde nicht schaffen, dem Kriegstreiben ein Ende zu setzen“, fügte er hinzu.

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) rief die Teilnehmenden des am Neujahrstag in Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) zu Ende gehenden Jugendtreffens von Taizé zur Zuversicht auf. „Betet und arbeitet für den Frieden in einer friedlosen Welt. Betet und arbeitet für die Einheit der Christinnen und Christen“, erklärte am Samstag der ACK-Vorsitzende, der griechisch-orthodoxe Erzpriester Radu Constantin Miron. An dem fünftägigen 45. Europäischen Jugendtreffen nahmen den Angaben zufolge rund 4.000 zumeist jüngere Teilnehmende und 1.000 Tagesgäste teil.