Frankfurt a.M., New York (epd). Das von den Taliban in Afghanistan erlassene Arbeitsverbot für Frauen in Hilfsorganisationen stößt international auf Kritik und Besorgnis. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte am Sonntag per Twitter: „Wir werden nicht akzeptieren, dass die #Taliban die Humanitäre Hilfe zum Spielball ihrer Frauenverachtung machen.“ Sie setze auf eine deutliche Reaktion der internationalen Gemeinschaft.
Auch UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte die Entscheidung der Taliban. Dieser Schritt werde die Arbeit vieler Organisationen schwächen, die im ganzen Land Notleidende versorgten, insbesondere Frauen und Mädchen, erklärte ein Sprecher des UN-Generalsekretärs am Samstag (Ortszeit) in New York.
Medienberichten zufolge hat das afghanische Wirtschaftsministerium bis auf Weiteres angeordnet, dass weibliche Angestellte von Hilfsorganisationen nicht mehr zur Arbeit kommen dürfen. Grund dafür sei, dass die Frauen die Vorschriften zum Tragen eines Kopftuchs nicht einhielten.
Die Hilfsorganisationen Save the Children, Care und Norwegischer Flüchtlingsrat kündigten daraufhin an, ihre Arbeit in Afghanistan vorerst auszusetzen. Ohne die weiblichen Angestellten sei es nicht möglich, die hilfsbedürftigen Kinder, Frauen und Männer im Land effektiv zu erreichen. „Bis wir Klarheit über die Ankündigung haben, suspendieren wir unsere Programme“, erklärten die Organisationen in einem gemeinsamen Statement.
Der Sprecher des UN-Generalsekretärs sagte, die Vereinten Nationen und ihre Partnerorganisationen unterstützten mehr als 28 Millionen Afghanen, die zum Überleben auf humanitäre Hilfe angewiesen seien. Um diese Aufgabe zu erfüllen, müssten alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ungehindert ihre Aufgaben erledigen können. Die Entscheidung der Taliban werde das Leid der Bevölkerung vergrößern.
Nach dem Abzug der westlichen Truppen aus Afghanistan hatten die radikalislamischen Taliban im August 2021 wieder die Macht in Kabul übernommen. Zunächst versprachen sie einen gemäßigteren Kurs und die Achtung der Rechte von Frauen und Mädchen. Doch das Regime verschärft seine Politik immer mehr und verbannt Frauen zunehmend aus dem öffentlichen Leben.
Erst am Dienstag hatten die Taliban angekündigt, künftig Studentinnen den Besuch von Universitäten zu verwehren. Der Schritt war weltweit auf Empörung gestoßen.