Preußisch Oldendorf (epd). Der Autor und Sterbegleiter Frank Pape wirbt dafür, die Themen Tod und Trauer wieder in die Mitte der Gesellschaft zu holen. In der heutigen Spaßgesellschaft, in der es darum gehe, sich alles gönnen und leisten zu können, sei es nachvollziehbar, dass sich die wenigsten mit dem Sterben beschäftigen wollten, sagte Pape dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Folge sei aber auch, dass alte und schwerstkranke Menschen nicht mehr wie früher zu Hause im vertrauten Kreise der Familie sterben, sondern oft allein in Altersheimen und Krankenhäusern. Diese gesellschaftliche Verdrängung schadet seiner Ansicht nach dem Zusammenhalt: „Die Richtung ist mehr Distanz, weniger Empathie.“
Pape wurde bekannt durch die Buchveröffentlichung „Gott, Du kannst ein Arsch sein“ im Jahr 2015, in dem er seine krebskranke Tochter von den letzten 296 Tagen in ihrem Leben bis zum frühen Tod mit nur 15 Jahren erzählen lässt. „Papa, sagte sie damals, mach dieses Buch, dass jeder weiß, wie das ist, wenn man stirbt“, erinnert er sich. Es wurde ein Bestseller und ist mit Heike Makatsch und Til Schweiger in den Hauptrollen verfilmt worden.
Mit dem Verkauf der Rechte an den UFA-Konzern und einer selbst aufgebauten Kaffee-Rösterei mit Chocolaterie finanziert der 52-Jährige ein Herzensprojekt. In der westfälischen Kleinstadt Preußisch-Oldendorf hat er den Verein „Ein Lächeln für dich“ gegründet, der schwerst- und sterbenskranke Menschen unterstützt und auf ihre Belange aufmerksam macht.
Mit seiner Ehefrau Nicole bietet er Patientinnen und Patienten, die austherapiert sind oder mit der nicht heilbaren Krankheit ALS leben, eine Herberge auf ihrem Hof. Auch Betroffene von Chemopausen, trauernde Familienangehörige und Missbrauchsopfer können dort eine Auszeit nehmen. Zur Hofgemeinschaft gehören vier Pferde, zwei Hunde, eine Katze und manchmal auch Hühner.
„Wir sehen uns als begleitenden Rückzugsort für Menschen, die es schwer im Leben haben“, sagt Pape. Zwischen ein bis drei Gäste sind in der Regel da, Platz gibt es für sieben. Der jüngste Besucher war vier Jahre alt, der älteste 82. „Es ist bei uns wie bei Pipi Langstrumpf, wir backen auch um vier Uhr morgens Pizza, wenn das ein Wunsch ist“, beschreibt Pape das Miteinander.
Die Tiere spielen dabei eine therapeutische Rolle. „Bei denen, die durch ihre Krankheit ans Bett gebunden sind, kommen die Pferde bis aufs Zimmer“, erzählt der ehemalige Vorstandsberater, der sich seit über 30 Jahren in der Hospizarbeit engagiert und auch ehrenamtlich als Feuerwehr- und Notfallseelsorger tätig war.
Das „Hospitorium“, wie Pape sein Refugium aus Rückzugsort und Hospiz nennt, ist mittlerweile über die Grenzen Nordrhein-Westfalens bekannt. Der Verein arbeitet mit dem Palliativen Netzwerk zusammen, bekommt laut Pape Anfragen von Ärzten, Kliniken aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein. Das Angebot vergrößern will der Sterbebegleiter aber nicht, weil er wirtschaftliche Zwänge befürchtet. „Während die Begleitung in stationären Hospizen zumeist etwa 14 Tage dauert, sind es bei uns durchschnittlich sieben Monate“, sagt er. „Es ist ein stilles und liebevolles Arbeiten, was uns an vielen Tagen und Nächten fordert und oft mit einem Lächeln belohnt wird.“