Bremen (epd). Die Bremer Soziologin und Gesundheitswissenschaftlerin Annelie Keil ruft dazu auf, gegen Hassrede und Mobbing vorzugehen. „Mobbing ist zu einer Volkskrankheit geworden und mit ihren Folgen eine teure Belastung des Gesundheitssystems“, warnte die Wissenschaftlerin am Mittwoch in einem Gottesdienst zum Buß- und Bettag in der Bremer Liebfrauenkirche. Das daraus entstehende menschliche Leiden zeige sich in Körper, Geist und Seele als Depression, in Angstzuständen, Schlaflosigkeit, ständiger Unruhe und Konzentrationsschwäche.
„Lügen, Hass, Misstrauen, Beleidigung, Fake News aller Art gefährden den aufrechten Gang des Menschen, die Grundordnung der Freiheit und vieles, was uns Halt gibt, wenn wir straucheln“, sagte Keil in ihrer Kanzelrede. Sie mahnte, wenn eine Kultur oder eine Gesellschaft die Regeln und Gebote menschlichen Zusammenlebens in gegenseitiger Achtung verliere und missachte, „dann verliert sie selbst ihre Zukunftsperspektive und ihre politische Legitimation“.
„Wir alle haben die Pflicht, im öffentlichen wie im privaten Leben die vielen Formen übler Nachrede, des schadenfrohen Spotts, der Demütigung, Verleumdung, leichtfertiger Vor- und Aburteilungen zu mindern, damit nicht so viele Seelen Schaden nehmen“, forderte Keil.
Der protestantische Buß- und Bettag wurde erstmals 1532 im mittelalterlichen Straßburg offiziell eingeführt. 1995 wurde der kirchliche Gedenktag zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer Sachsen als arbeitsfreier gesetzlicher Feiertag ersatzlos gestrichen. Die evangelische Kirche sieht in dem Tag auch einen Anlass zu Umkehr, Neuorientierung und zum Nachdenken über gesellschaftliche Fehlentwicklungen.