Lützerath (epd). Während der Abriss des nordrhein-westfälischen Dorfes Lützerath zugunsten des Braunkohletagebaus näher rückt, gehen die Proteste von Klima-Aktivisten am Rande von Garzweiler II weiter. Am Samstag demonstrierten erneut mehrere tausend Menschen friedlich für den Erhalt des Ortes. Mit ihrem Protestzug rund um den vom Abbaggern bedrohten Weiler im rheinischen Braunkohlenrevier forderten sie Landes- und Bundesregierung zu einem Ausstieg aus der Braunkohle auf. Dieser sichere die Einhaltung der im Pariser Klimaabkommen festgelegten 1,5-Grad-Grenze. Nötig sei jetzt ein Räumungsmoratorium für das Dorf Lützerath, hieß es.
Dirk Jansen von Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hob hervor, dass es „ein großer Erfolg der Klimabewegung und der Grünen in NRW“ sei, dass der Tagebau Garzweiler verkleinert worden sei. Gleichzeitig zeigte er sich enttäuscht über den „Hinterzimmerdeal“ von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (beide Grüne) mit RWE, der es dem Energiekonzern erlaubt, 280 Millionen Tonnen Braunkohle abzubauen. „Für den Klimaschutz ist das eine weitere schwere Hypothek“, sagte Jansen.
Marie-Theres Jung vom Diözesanrat der Katholiken im Bistum Aachen sagte: „Die Erde brennt.“ Die Klimakatastrophe träfe zuerst die Ärmsten in der Welt. „Es geht längst schon nicht mehr darum, die Schöpfung zu bewahren. Wir müssen retten, was noch zu retten ist“, mahnte sie mit Blick auf die 27. Weltklimakonferenz im ägyptischen Scharm el Scheich, bei der derzeit Delegierte aus mehr als 190 Ländern über Maßnahmen gegen die Erderwärmung verhandeln.
Jung und Jansen kündigten weitere Demonstrationen in Lützerath an. „RWE muss untersagt werden, hier vollendete Tatsachen zu schaffen. Lützerath darf nicht geräumt werden“, sagte BUND-Sprecher Jansen. Marie-Theres Jung rief zugleich die Aktivistinnen und Aktivisten auf, in ihrem Protest friedlich zu bleiben. Aufgerufen zu der Demonstration hatte ein Bündnis von acht Organisationen, darunter auch Campact, Fridays For Future Deutschland, Greenpeace Deutschland, Klima-Allianz Deutschland und Initiativen wie „Alle Dörfer bleiben“.
Die Grünen-Politiker Habeck und Neubaur hatten sich vor einem Monat mit RWE auf einen vorgezogenen Braunkohleausstieg von 2038 auf 2030 verständigt. Die Vereinbarung sieht außerdem vor, die noch zur Verstromung verfügbare Braunkohlemenge im Tagebau Garzweiler II auf rund 280 Millionen Tonnen zu halbieren. Fünf bislang von Umsiedlung bedrohte Dörfer im rheinischen Revier - Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich, Berverath - sollen erhalten bleiben. Der umkämpfte Ort Lützerath allerdings soll dem Bagger weichen, um an die darunter liegende Braunkohle zu kommen.