Anlaufstelle für Gewalt- und Missbrauchsopfer im Sport startet 2023

Anlaufstelle für Gewalt- und Missbrauchsopfer im Sport startet 2023

Mainz, Berlin (epd). Opfer von Gewalt und Missbrauch im Umfeld von Sportvereinen können ab Anfang nächsten Jahres psychologische und juristische Hilfe bei einer unabhängigen Anlaufstelle erhalten. Bund und Länder gründeten am Donnerstag bei einer Sportministerkonferenz in Mainz einen Trägerverein. Wie Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte, erwartet die Politik, dass sich die Sportverbände an der Arbeit ebenfalls beteiligen - auch finanziell.

Dies werde hoffentlich in den kommenden Monaten geschehen, sagte Faeser. An der Gründung des Vereins waren auch die Interessenvertretung deutscher Leistungssportler „Athleten Deutschland“ sowie Betroffene und Wissenschaftler beteiligt.

„Gewalterfahrungen bis hin zu sexualisierter Gewalt sind für erschreckend viele Sportlerinnen und Sportler Realität“, sagte die Ministerin. Ihr Parteifreund Michael Ebling, rheinland-pfälzischer Innenminister und Gastgeber der Sportministerkonferenz, sprach von einem Paradigmenwechsel: „Wir gucken nicht weg“, sagte er. „Wir wollen mit einer unheilvollen Praxis ganz deutlich brechen.“ Sportliche Aktivitäten sollten unbeschwert möglich sein. Das sei etwas, was sich Kinder, Jugendliche und deren Familien wünschten.

Die künftige Anlaufstelle soll Zwischenstufe zur Einrichtung eines geplanten Zentrums „Safe Sport“ sein, das sich beispielsweise auch mit Präventionsarbeit befassen soll. Ab Januar soll die Beratung telefonisch und per Internet erreichbar sein, Möglichkeiten zu persönlichen Gesprächen wird es in einer späteren Phase geben. Zum Vorstand des neu gegründeten Trägervereins mit Sitz in Berlin gehören die frühere Trainerin der Fußball-Nationalmannschaft Steffi Jones, die Soziologin Ilse Hartmann-Tews und als Betroffenen-Vertreterin Gitta Schwarz, die als Jugendliche einst von ihrem Reitlehrer missbraucht worden war.