Menschen im Osten glauben häufiger an pro-russische Propaganda

Menschen im Osten glauben häufiger an pro-russische Propaganda
Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine stimmen mehr Menschen pro-russischen Verschwörungsmythen zu, wie eine Studie belegt. Es zeigen sich aber deutliche Unterschiede je nach Region und Parteisympathie.

Berlin (epd). Pro-russische Verschwörungserzählungen überzeugen laut einer repräsentativen Befragung immer mehr Menschen in Deutschland. Nach einer am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Analyse des Center für Monitoring, Analyse und Strategie (CeMAS) stimmen vier von zehn Befragten der Aussage, dass der russische Angriffskrieg eine alternativlose Reaktion Russlands auf die Provokation der NATO sei, ganz oder teilweise zu. Wie die Untersuchung außerdem zeigt, sind Anhänger von AfD und Linke anfälliger für Verschwörungsmythen als Sympathisanten anderer Parteien. Auch sind die Zustimmungswerte in Ostdeutschland höher als im Westen.

Fast jeder fünfte Befragte (19 Prozent) hält der Umfrage zufolge den Ukraine-Krieg für eine unausweichliche Konsequenz aus einer Provokation der NATO. 21 Prozent stimmten dieser Aussage teilweise zu. Im April hatte die Zustimmung noch bei 12 beziehungsweise 17 Prozent gelegen.

Eine ähnlich hohe Zustimmung fand sich laut CeMAS für die Aussage, der russische Präsident Wladimir Putin gehe gegen eine globale Elite vor, die im Hintergrund die Fäden ziehe (18 Prozent). 14 Prozent gaben an, dass die Ukraine eigentlich keinen Gebietsanspruch auf die Ukraine habe, und zwölf Prozent meinen, dass die Ukraine gemeinsam mit den USA geheime Biolabore zu Herstellung von Biowaffen betrieben habe. Noch knapp jede zehnte Person stimmte dem Satz zu, dass der Krieg notwendig gewesen sei, um die angeblich faschistische Regierung in der Ukraine zu beseitigen (9 Prozent) und nur der Ablenkung von der Pandemie diene (8 Prozent).

Vergleiche man die Zustimmungswerte aus dem Oktober mit den Werten einer Studie vom April 2022, zeige sich, dass bei allen Aussagen die Zustimmungen signifikant angestiegen sind, so die Autoren der Studie. Neben den direkten Zustimmungswerten seien innerhalb dieses halben Jahres zudem die teils-teils-Antworten mehr geworden. Auch wenn diese Werte nicht als direkte Konsequenz von Desinformation gewertet werden könnten, zeige sich dennoch ein Effekt: Desinformation ziele nicht nur darauf ab, zu überzeugen, sondern auch Unsicherheit hervorzurufen. Antidemokratischen Akteuren gehe es darum, das Vertrauen in die Demokratie zugunsten der eigenen Ziele zu erschüttern.

Die Studie zeige zudem deutliche Unterschiede zwischen Menschen in Ost- und Westdeutschland. Insbesondere die Zustimmung zur Aussage, dass Putin gegen eine globale Elite vorgehe, und die Annahme, dass die NATO Russland zu dem Krieg provoziert habe, finden Zustimmung bei ungefähr einem Drittel der Bevölkerung in Ostdeutschland. Bei den Befragten aus Westdeutschland lag die Zustimmung demnach bei jeweils 16 Prozent.

Deutschlandweit sind pro-russische Verschwörungserzählungen unter AfD- und Linken-Anhängern am häufigsten verbreitet, wie die Befragung zeigt. Der Aussage, dass die NATO Russland provoziert habe, so dass Russland in den Krieg ziehen musste, stimmten demnach rund die Hälfte der AfD-Wähler (48 Prozent) und gut ein Drittel der Linken-Wähler (32 Prozent) zu.

Die Daten basieren laut CeMAS auf einer bevölkerungsrepräsentativen Erhebung, die Datenerhebung fand zwischen dem 3. und 11. Oktober 2022 statt. An der Studie haben demnach 2.228 Personen zwischen 18 und 90 Jahren teilgenommen. CeMAS ist eine gemeinnützige Organisation, die Informationen zu den Themen Antisemitismus, Verschwörungsideologien, Desinformationen und Rechtsextremismus im Internet sammelt und Zivilgesellschaft, Medien und Politik berät.