Ahmad Mansour: Junge Muslime lehnen Homosexualität massiv ab

Ahmad Mansour: Junge Muslime lehnen Homosexualität massiv ab

Frankfurt a.M. (epd). Der deutsch-israelische Psychologe und Extremismus-Experte Ahmad Mansour hat bei vielen islamischen jungen Männern in Deutschland eine „massive Ablehnung“ von Homosexualität beobachtet. Sie rühre daher, dass sie in patriarchalen Strukturen mit einem fundamentalistischen Religionsverständnis aufgewachsen seien, sagte Mansour am Freitag in Frankfurt am Main bei einer Tagung der Goethe-Universität zur Homosexualität im Islam. Dort würden Sexualität und Nacktheit, aber auch abweichende Lebensformen tabuisiert, was „unglaubliche Scham- und Schuldgefühle“ hervorrufe.

Mansour verwies auf eine Studie aus Israel. Danach hätten sich 83 Prozent der Homosexuellen in der muslimischen Community nicht geoutet, 88 Prozent hätten massive Gewalt erfahren, auch von Familienmitgliedern, und 70 Prozent vergeblich um Hilfe nachgesucht.

Die vom Vater dominierten Familien lebten auch in Deutschland in ständiger Angst davor, dass ihre Söhne und Töchter ihr Leben selbst frei gestalten könnten, sagte Mansour. Freiheit und Selbstbestimmung empfänden sie nicht als Bereicherung, sondern als Bedrohung und „Identitätsverlust“. In der Folge igelten sie sich weiter ein. „Wir müssen diese patriarchalen Strukturen durch Bildung aufbrechen, etwa, indem wir in die Schulen gehen und Kinder so stärken, dass sie sich emanzipieren“, forderte der Experte.

Die Ethnologin und Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums Globaler Islam, Susanne Schröter, berichtete, dass Ausgrenzung, Diskriminierung und Gewalt gegen queere Menschen in der islamischen Welt religiös legitimiert und kulturell weitergegeben würden. Gleichwohl biete sich bei genauerem Hinsehen ein widersprüchliches Bild. So würden etwa im Iran Homosexuelle hingerichtet, Geschlechtswechsel sei hingegen erlaubt. Transgender gelte nicht als schuldhaftes Vergehen, sondern als Schicksal.

Auch in Pakistan, Oman und Indonesien seien sogenannte „dritte Geschlechter“ wie die Hijras, die Xanith und die Waria offiziell anerkannt, auch weil die Religion ihnen seit Jahrhunderten einen Platz in der Gesellschaft zuweise. In der indonesischen Provinz Aceh, in der die Scharia streng befolgt wird, gälten jedoch harten Strafen.