Papst nimmt Rücktrittsgesuch des Paderborner Erzbischofs Becker an

Papst nimmt Rücktrittsgesuch des Paderborner Erzbischofs Becker an
Zäsur im Erzbistum Paderborn: Nach rund zwei Jahrzehnten geht Erzbischof Becker in den Ruhestand. In die Auswahl seines Nachfolgers soll auch das Kirchenvolk einbezogen werden.

Paderborn, Bonn (epd). Der Weg für einen Wechsel an der Spitze des Erzbistums Paderborn ist frei: Papst Franziskus nahm am Samstag das altersbedingte Rücktrittsgesuch von Erzbischof Hans-Josef Becker an, wie der Vatikan und das Erzbistum mitteilten. Nach 19 Jahren an Spitze der Diözese ist der 74-Jährige damit emeritiert. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, würdigte ihn als unerschrocken und umsichtig. Die westfälische Präses Annette Kurschus, die auch Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist, hob die gute ökumenische Nachbarschaft hervor.

Bätzing nannte Beckers Eintritt in den Ruhestand eine Zäsur für das Erzbistum Paderborn und auch für die Bischofskonferenz, der er 22 Jahre lang angehörte. Verlässlich und klar habe Becker seinen Dienst ausgefüllt, das Wort Gottes verkündet und stets ein sachliches Bild der Kirche gezeichnet. Ihm sei es gelungen, einen Dialog zwischen Gesellschaft und Kirche, Glauben und säkularer Welt zu ermöglichen.

Bätzing dankte Becker auch für sein Engagement als langjähriger Vorsitzender der Kommission für Erziehung und Schule der Bischofskonferenz, das er 2006 übernahm. Der scheidende Erzbischof sei zudem ein „unbestechlicher Träger“ des katholischen Reformprozesses „Synodaler Weg“ gewesen, von dessen Notwendigkeit er stets überzeugt gewesen sei. Mit seiner „pastoralen Erdung“ sei er in all seinen Aufgaben Seelsorger geblieben.

Präses Kurschus unterstrich in einem Video-Grußwort das gute persönliche Verhältnis zu Becker, den sie bereits aus ihrer Zeit als Pfarrerin kennt. Auf dieser Basis sei es auch möglich gewesen, „schwere Themen anzusprechen, die das Boot unserer Kirche, ob nun evangelisch oder katholisch, ins Schlingern und in unruhige Gewässer bringen“, sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen. „Ich werde Sie vermissen und ich wünsche Ihnen, dass Sie bewahrt bleiben an Leib und Seele.“

Becker war der 66. Bischof und vierte Erzbischof von Paderborn, er wird am 23. Oktober mit einem Pontifikalamt verabschiedet. Im September 2003 hatte er die Nachfolge des 2002 gestorbenen Erzbischofs Kardinal Johannes Joachim Degenhardt übernommen, nachdem er 2002 bereits als Diözesanadministrator eingesetzt wurde. Geboren wurde Becker am 8. Juni 1948 im sauerländischen Warstein-Belecke. Er wurde 1999 von Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof in Paderborn ernannt.

Die Erzdiözese mit rund 1,4 Millionen Katholiken erstreckt sich über große Teile Westfalens sowie Teile des hessischen Landkreises Waldeck-Frankenberg und die niedersächsische Stadt Bad Pyrmont. Die vorübergehende Leitung übernimmt nun zunächst Weihbischof Matthias König. Das Metropolitankapitel, das Leitungsgremium des Erzbistums, wählt binnen acht Tagen einen Diözesanadministrator, der die Diözese bis zur Neubesetzung des vakanten Bischofsstuhls leitet.

Die Suche nach Beckers Nachfolger wurde bereits nach dessen Rücktrittsgesuch im Juni angestoßen. Auch die Gläubigen sollen bei der Findung von Kandidaten beteiligt werden. Die Kandidatenliste geht am Ende nach Rom, wo der Papst drei Kandidaten auswählt - dabei ist er nicht an die Liste gebunden. Gewählt wird er neue Erzbischof dann binnen drei Monaten vom Metropolitankapitel.