Extremwetterkongress: Hitzewellen in Deutschland nehmen zu

Extremwetterkongress: Hitzewellen in Deutschland nehmen zu

Hamburg (epd). Beim 12. Extremwetterkongress in Hamburg beraten Experten seit Mittwoch über die Zunahme von Hitzewellen, Dürren und Stürmen. „Wir erleben die Klimaveränderung direkt vor unserer Haustür“, sagte Tobias Fuchs, Vorstand „Klima und Umwelt“ des Deutschen Wetterdienstes (DWD), zum Auftakt. Angesichts der aktuellen Treibhausgaskonzentrationen rechnet der DWD in Zukunft mit noch ausgeprägteren Wetterextremen.

Anlässlich des bis Freitag dauernden Kongresses wurden aktuelle Daten über klimatische Bedingungen in Deutschland vorgestellt: Seit 1960 wird es demnach immer wärmer. So hat sich etwa die Zahl heißer Tage mit einer Maximaltemperatur von mindestens 30 Grad seit den 1950er Jahren auf durchschnittlich neun Tage verdreifacht. Bei ungebremstem Treibhausgasausstoß wird für den Zeitraum 2031 bis 2060 eine weitere Zunahme um fünf bis zehn Tage pro Jahr in Norddeutschland und zehn bis zwanzig in Süddeutschland erwartet.

2022 sei der sonnigste, drittwärmste und zweittrockenste Sommer der Wetterdienst-Aufzeichnungen gewesen, sagte Fuchs. Böden seien fast flächendeckend ausgetrocknet, Waldbrände im Sommer an der Tagesordnung gewesen. Die niedrigen Wasserstände der Flüsse hätten die Kühlwasserversorgung von Kraftwerken und den Schiffstransport beeinträchtigt. Fuchs: „Unter dem Strich ein für Deutschland im Klimawandel bald typischer Sommer.“ Angesichts der Treibhausgase kenne die globale Durchschnittstemperatur nur eine Richtung. Der Zug sei aufs Gleis gesetzt und lasse sich nur „mit massivem Klimaschutz“ etwas abbremsen.

„Wir müssen uns damit abfinden, dass wir die 1,5-Grad-Grenze vermutlich reißen werden und es enormer Anstrengungen bedarf, die Erwärmung unter der 2-Grad-Grenze zu halten“, sagte Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie. Selbst entschlossenes Handeln heute werde erst in zwei Jahrzehnten im Klimasystem Wirkung zeigen. Steigen die Temperaturen bis zum Ende des Jahrhunderts weiter, erlebt die Erde aus Sicht der Wetterexperten einen „Climate Backflip“, unter anderem mit einem 15 bis 25 Meter höheren Meeresspiegel.