Katholische Initiativen fordern mehr Demokratie in der Kirche

Katholische Initiativen fordern mehr Demokratie in der Kirche
Auf einer "KirchenVolksKonferenz" haben Initiativen die katholische Kirche zu umfassenden Reformen aufgefordert. Vor der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz verlangten sie Mitsprache und Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche.

Köln (epd). In einem flammenden Appell an die Bischöfe haben 36 katholische Verbände, Orden und Initiativen grundlegende Veränderungen in der Kirche angemahnt. „Die römisch-katholische Kirche wird wegen Missbrauch und Vertuschung sowie Menschenrechtsverletzungen und vielfältiger Diskriminierungen ihrer Verantwortung immer weniger gerecht“, heißt es in einem am Sonntag in Köln veröffentlichten „Gemeinsamen Wort“.

„Es geht uns darum, den Kern des Christentums wieder freizulegen,“ erklärte der Sprecher der Reformbewegung „Wir sind Kirche“, Christian Weisner. Im Zentrum der „KirchenVolksKonferenz“ stand am Wochenende vor allem die Forderung nach Demokratisierung sowie Geschlechtergerechtigkeit innerhalb der Kirche.

Die gemeinsame Erklärung solle eine Antwort auf die existenzielle Krise der katholischen Kirche sein, sagte Weisner. Darin fordern die Teilnehmer „eine theologische, spirituelle Rückbesinnung auf die frohe Botschaft von Jesus.“ Sie verlangen „Gewaltenteilung“ und mehr Mitbestimmung des Kirchenvolks. Zudem setzen sie sich dafür ein, „eine geschlechtergerechte und vielfältige Lebensformen anerkennende Kirche zu schaffen.“ Reformer fordern seit langem den Zugang von Frauen zu spirituellen Ämtern sowie die Anerkennung von Homosexualität sowie Trans- und Intersexualität.

Die Erklärung der Konferenz unterstützt ausdrücklich die Forderungen des Synodalen Wegs. Im Zuge dieses Prozesses verhandeln Laien und Bischöfe über Veränderungen in der Kirche. Die „Kirchenvolkskonferenz“ wolle ein „Signal der Ermutigung und Dringlichkeit“ an den Synodalen Weg senden, erklärte Weisner.

Maria Mesrian von der Reforminitiative Maria 2.0. prangerte vor allem die Abstimmungsmodalitäten des Synodalen Wegs an, bei dem für Beschlüsse eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe notwendig ist. „Mit dieser Sperrminorität können nun dieselben Bischöfe, die Täter gedeckt und Taten vertuscht haben, dringend notwendige Reformen zur Beseitigung der systemischen Ursachen des Missbrauchs verhindern. Das ist absurd.“

Auch der Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Gregor Podschun, äußerte sich skeptisch zu den Erfolgsaussichten des kirchlichen Reformprozesses. „Wir brauchen eine demokratische Kirche“, forderte er. Der Synodale Weg könne dies jedoch nicht leisten, weil er Teil des Systems sei. Der Kölner Theologe Hans-Joachim Höhn plädierte für eine Vernetzung und Synodalität als Leitidee einer Kirche von morgen. „Wir brauchen die Mutigen, die vorangehen, nicht diejenigen, die um sich selbst kreisen“, forderte er.

Die „KirchenVolksKonferenz“ fand unmittelbar vor der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz statt, die sich ab Montag in Fulda unter anderem mit dem Synodalen Weg befassen will. An dem Treffen der Reformer in Köln unter dem Motto „Wir gehen schon einmal voran - für eine synodale Zukunft der Kirche der Zukunft“ waren Vertreterinnen und Vertreter von Gruppen wie „Wir sind Kirche“, „Maria 2.0“ oder die Aktion #OutInChurch und Betroffeneninitiativen beteiligt. Aber auch große katholische Verbände wie der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB), die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Ordensvertreterinnen sowie aus der Kirche Ausgetretene waren dabei.