Düsseldorf (epd). Nach den tödlichen Schüssen auf einen Jugendlichen aus dem Senegal bei einem Polizeieinsatz in Dortmund lässt der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) vergangene Polizeieinsätze untersuchen. In seinem Bericht an den Düsseldorfer Landtag, mit dem sich am Donnerstag der Innenausschuss befassen will, erklärt Reul, dass das polizeiliche Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten federführend damit beauftragt wurde, "Schusswaffengebräuche sowie sämtliche Zwangsmaßnahmen mit Todesfolge der letzten fünf Jahre erneut daraufhin zu überprüfen, ob sich daraus Anhaltspunkte ergeben, die einen Anpassungsbedarf in der Aus- und Fortbildung nahelegen".
Der kommunikative und deeskalierende Umgang von Polizeikräften im Streifendienst mit Menschen in psychischen Ausnahmesituationen sei bereits Teil der Ausbildung und soll gestärkt werden, wie es in dem Bericht des Ministers heißt. Seit dem Jahr 2019 würden jährlich im Durchschnitt etwa 15.500 Einsatzanlässe unter dem Stichwort "Suizidversuch" erfasst - im Jahr 2022 seien es bisher über 10.000.
Am 8. August war der 16-jährige Bewohner einer Jugendhilfeeinrichtung in der Dortmunder Nordstadt von vier Polizeikugeln tödlich getroffen worden. Er starb trotz Notoperation am selben Abend im Krankenhaus. Der Fall sorgte für bundesweite Aufmerksamkeit und führte zu Debatten über polizeiliche Ausbildung, Waffeneinsatz und Rassismus. Auslöser für den Einsatz war ein Notruf eines Betreuers der Wohngruppe. Dieser hatte gemeldet, dass sich der Jugendliche ein Messer vor den Bauch halte und nicht dazu gebracht werden könne, es aus der Hand zu geben. Der Jugendliche spreche kein Deutsch.
Gegen die Polizeibeamten, die während des Einsatzes Waffen oder Einsatzmittel gegen den Jugendlichen verwendeten, wird ermittelt. Gegen einen der Polizisten wurde eine vorläufige Dienstenthebung ausgesprochen, wie Reul in seinem jüngsten Bericht schildert.