Prozess gegen Högel-Vorgesetzte geht in die Schlussphase

Prozess gegen Högel-Vorgesetzte geht in die Schlussphase
Der Prozess gegen frühere Vorgesetzte des Patientenmörders Niels Högel neigt sich dem Ende zu. Früher als erwartet will das Gericht Ende Oktober das Urteil fällen.

Oldenburg (epd). Der Prozess gegen insgesamt sieben frühere Vorgesetzte des Patientenmörders Niels Högel endet früher als ursprünglich erwartet. Der Vorsitzende Richter am Landgericht Oldenburg, Sebastian Bührmann, kündigte am Montag an, dass er an diesem Dienstag eine Einschätzung zum Prozessablauf abgeben werde. Am 12. Oktober sollen die Staatsanwaltschaft und die Nebenklage ihre Plädoyers halten, ab dem 13. Oktober dann die Verteidigung. Am 24. Oktober werden die Angeklagten das letzte Wort erhalten. Das Urteil will Richter Bührmann am 25. Oktober verkünden. (Az.: 5 Ks 20/16)

Als voraussichtlich letzten Zeugen befragte Richter Bührmann am Montag den einzigen früheren Kollegen Högels, der 2014 von sich aus an die Staatsanwaltschaft herangetreten war. Allerdings hatte der Zeuge L. selbst nur wenig mit Högel zu tun und verließ bereits 2001 die herzchirurgische Station in Oldenburg. Von den Mutmaßungen und Verdächtigungen gegenüber Högel im Kollegenkreis habe er nur von früheren Kollegen gehört, vor allem von seinem damals besten Freund und Kollegen Ewald H.

Laut L. deutete Ewald H. in Gesprächen, Kurznachrichten und E-Mails „sehr deutlich“ an, „dass Niels Patienten schwer schädigt“. Von Tötungen oder gar Mord sei jedoch nie die Rede gewesen. Als in den Medien dann berichtet worden sei, dass Högel mutmaßlich sehr viel mehr Menschen getötet habe als bis dahin bekannt, habe er nicht länger schweigen wollen und sich an die Staatsanwaltschaft gewandt, sagte L. im Zeugenstand.

Im Laufe des Prozesses musste Ewald H. bereits als Zeuge aussagen. Er berief sich jedoch auf große Erinnerungslücken und wurde vom Vorsitzenden Richter vereidigt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen Ewald H. wegen des Verdachts auf Meineid.

Unter den insgesamt sieben Angeklagten sind Ärzte, ein früherer Geschäftsführer und Verantwortliche aus der Pflege aus dem Klinikum Oldenburg und dem damaligen Krankenhaus Delmenhorst. Ihnen wird Beihilfe zur Tötung durch Unterlassen vorgeworfen. Der Ex-Krankenpfleger Högel war im Juni 2019 vom Oldenburger Landgericht zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen 85 Morden verurteilt worden. Er hatte Patienten mit Medikamenten vergiftet, um sie anschließend reanimieren zu können. So wollte er als Lebensretter glänzen.