Alice Schwarzer: Ich war immer in den eigenen Reihen umstritten

Alice Schwarzer: Ich war immer in den eigenen Reihen umstritten

"Emma"-Gründerin Alice Schwarzer findet die Islamophobie- und Rassismus-Vorwürfe junger Feministinnen gegen sie grotesk. Es sei nicht neu, dass es innerhalb des Feminismus verschiedene Strömungen gebe, sagte Schwarzer der "Berliner Zeitung" (Donnerstag): "Das war auch schon vor 50 Jahren so. Es gab auch schon damals Feministinnen, die mich kritisierten."

Damals sei es die angeblich von ihr ignorierte Klassenfrage gewesen, heute seien es Linksliberale, die ihr vorwerfen würden, Rassistin zu sein. "Beides entbehrt jeder faktischen Grundlage und ist in Bezug auf das, was jemand wie ich tut und schreibt, einfach grotesk", sagte Schwarzer.

Sie sei immer umstritten gewesen, vor allem in den eigenen Reihen, sagte die 79-Jährige: "Ich bin nicht 'die Frauenbewegung', sondern ich bin ich." Sie sei auch keine Anhängerin ewiger Wahrheiten, sondern eine Anhängerin von Aufklärung, Haltung und Meinungsvielfalt: "Aber es gibt eben nun mal auch Fakten - wie die biologische Zweigeschlechtlichkeit -, die indiskutabel sind. Diskutabel hingegen ist die sexuelle Identität. Letzteres sollte jedem Menschen freigestellt sein und kann im Laufe eines Lebens übrigens auch wechseln."

Schwarzer, die im Dezember ihren 80. Geburtstag feiert, bezeichnet den politischen Islam als Faschismus des 21. Jahrhunderts, weil er unter anderem mit der totalen Entrechtung der Frauen einhergehe. Zudem spricht sie sich gegen die Möglichkeit einer Geschlechtsangleichung vor dem 18. Lebensjahr aus. Dafür wird sie von jungen Feministinnen heftig kritisiert. Am Donnerstag kam ein Dokumentarfilm "Alice Schwarzer" in die Kinos.