Rostock-Lichtenhagen: Staatsschutz hat Ermittlungen übernommen

Rostock-Lichtenhagen: Staatsschutz hat Ermittlungen übernommen

Rostock (epd). Nach Zwischenfällen im Umfeld der Demonstration gegen Rassismus im Gedenken an die Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen vor 30 Jahren ermittelt jetzt der Staatsschutz. Er habe die Ermittlungen sowohl zu einem angeblich ausgeführten Hitlergruß durch einen Anwohner als auch zu einem anschließend durch Maskierte erfolgten Angriff auf den Mann übernommen, bestätigte das Polizeipräsidium am Montag auf Nachfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Im ersten Fall bestehe der Verdacht einer politisch motivierten Straftat, im zweiten der Verdacht der gefährlichen Körperverletzung mit politischem Hintergrund, hieß es.

Die linke Gruppierung „Alerta Berlin“ hatte am Samstag gegen 18.15 Uhr auf Twitter behauptet, ein Mann habe während der Demonstration aus einer Wohnung im „Sonnenblumenhaus“ heraus einen Hitlergruß gezeigt. Zusätzlich hatte „Alerta Berlin“ Bildmaterial gepostet. Darauf sei nach Polizeiangaben zwar der Mann, nicht jedoch ein Hitlergruß zu sehen gewesen. Nach der Demo hatten laut Polizei gegen 23 Uhr Unbekannte an das Fenster des 25-jährigen Deutschen geklopft und ihn mit einer unbekannten Flüssigkeit übersprüht.

Vom 22. bis zum 26. August 1992 gab es im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen schwere rassistisch motivierte Ausschreitungen. Hunderte Jugendliche und Erwachsene belagerten die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber im „Sonnenblumenhaus“ und ein benachbartes Wohnheim. 150 Menschen gerieten in Lebensgefahr, nachdem das Wohnhaus der ehemaligen vietnamesischen DDR-Vertragsarbeiter in Brand gesetzt worden war. Mehr als 200 Polizisten wurden verletzt, einer davon schwer.

Die Demonstration am Samstagnachmittag bildete den Höhepunkt eines Gedenkjahres. Dieses wurde von mehr als 30 Bündnispartnern aus Rostock und Umgebung anlässlich des 30. Jahrestages des Pogroms bereits seit Ende Februar gestaltet.