Brasilien: Scharfe Attacken bei TV-Duell zwischen Lula und Bolsonaro

Brasilien: Scharfe Attacken bei TV-Duell zwischen Lula und Bolsonaro

Berlin, São Paulo (epd). Wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl in Brasilien haben sich Amtsinhaber Jair Bolsonaro und Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva in der ersten TV-Debatte gegenseitig angegriffen. Bolsonaro warf Lula Korruption vor und nannte ihn einen Dieb. „Seine Regierung war die korrupteste in der Geschichte Brasiliens“, sagte Bolsonaro am Sonntagabend (Ortszeit) in seinem Eröffnungsstatement. „Seine Regierung war von Kleptokratie geprägt, um Unterstützung im Parlament zu erhalten“, betonte Bolsonaro mit Blick auf die Korruptionsaffäre um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras während der Regierungszeit von Lula.

Der Linkspolitiker Lula wies die Anschuldigung des rechtsextremen Amtsinhabers zurück und betonte die Verdienste während seiner Regierungszeit (2003 bis 2010). Arbeitsplätze seien geschaffen, die Armut verringert und die Gewinne aus der Ölförderung in Bildung investiert worden. Er hielt Bolsonaro vor, Brasilien zu zerstören. „Das Land, das ich verlassen habe, ist ein Land, das die Menschen vermissen“, sagte Lula.

Außer Bolsonaro und Lula beteiligten sich noch vier weitere der insgesamt zwölf Präsidentschaftskandidaten an der dreistündigen Debatte, darunter Ex-Finanzminister Ciro Gomes von der Mitte-links-Partei PDT und die Senatorin Simone Tebet von der Mitte-Partei MDB. Umfragen nach der TV-Debatte sahen laut der Zeitung „Folha de São Paulo“ Bolsonaro als Verlierer.

Brasilien wählt am 2. Oktober ein neues Staatsoberhaupt. In allen Meinungsumfragen führt der 76-jährige Lula in der ersten Wahlrunde deutlich vor Amtsinhaber Bolsonaro. Nach dem Meinungsforschungsinstitut Datafolha kommt Lula auf 47 Prozent der Stimmen und Bolsonaro auf 32 Prozent. Erringt keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang mehr als 50 Prozent der Stimmen, findet am 30. Oktober eine Stichwahl statt.

Die Zustimmung für die Regierung unter Bolsonaro war während der Corona-Pandemie immer weiter gesunken. Auch der versprochene Aufschwung der Wirtschaft blieb aus.

2018 wurde Lula wegen Korruption und Geldwäsche zu einer rund zwölfjährigen Haftstrafe verurteilt. Im vergangenen Jahr hob der Oberste Gerichtshof das Urteil auf. Lula erhielt seine politischen Rechte zurück und ging wieder in die Politik. Lula hatte immer wieder seine Unschuld betont und von einem politisch motivierten Prozess gesprochen.