Mexiko: Militärkommandeur ließ 2014 verschwundene Studenten töten

Mexiko: Militärkommandeur ließ 2014 verschwundene Studenten töten

Mexiko-Stadt (epd). Knapp acht Jahre nach der Verschleppung von 43 Studenten in Mexiko gibt es neue Hinweise, die für ein Tötungsdelikt sprechen. Sechs der 2014 verschwundenen Studenten sollen auf Befehl eines Militärkommandeurs getötet worden sein, sagte der Leiter der Wahrheitskommission und Staatssekretär für Menschenrechte, Alejandro Encinas, am Freitag (Ortszeit) vor Journalisten. Die jungen Männer hätten nach ihrer Verschleppung noch vier weitere Tage gelebt, bevor sie auf Anordnung des Oberst José Rodriguez umgebracht worden seien. Gegen den Armeeangehörigen wurde bereits vergangene Woche Haftbefehl erlassen.

Rodríguez war zum Zeitpunkt des Verbrechens leitender Kommandeur des 27. Infanteriebataillons, das in der Stadt Iguala im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero stationiert ist. In der Stadt wurden in der Nacht von 26. auf den 27. September 2014 sechs Menschen getötet und 43 Lehramtsstudenten von Kriminellen und Polizisten verschleppt. Sechs von ihnen wurden nach Angaben von Encinas dem Oberst übergeben.

Encinas hatte vergangene Woche den Bericht der vor vier Jahren gegründeten Wahrheitskommission vorgestellt. Dabei bezeichnete er die Vorfälle als „Staatsverbrechen“. Nicht nur lokale Polizisten und Mitglieder der Mafiaorganisation „Guerreros Unidos“, sondern auch bundesstaatliche und föderale Polizisten sowie die Armee seien in die Tat involviert gewesen.

Die Tötung der sechs Studenten durch den Befehl des Kommandeurs Rodríguez erwähnte er nicht. Aus dem Bericht geht jedoch hervor, dass es Absprachen zwischen den „Guerreros Unidos“ und hochrangigen Militärangehörigen gegeben haben muss.

Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse der Wahrheitskommission wurde der für den Fall zuständige Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam verhaftet. Er soll die Ermittlungen gezielt so beeinflusst haben, dass der Verlauf der Tat nicht ans Licht kommt. Ihm wird Verschleppung, Folter und Behinderung der Justiz vorgeworfen. Zudem wurde Haftbefehl gegen 20 Militärs, fünf lokale Amtsträger, 44 Polizisten und 14 Mitglieder der „Guerreros Unidos“ erlassen. Unter den davon betroffenen Armeeangehörigen befindet sich auch José Rodríguez.

Noch immer ist unklar, was mit den Studenten genau passiert ist. Nur drei von ihnen wurden bislang anhand sterblicher Überreste identifiziert.